Die knapp 200 Piloten kommen für die 76 Kurven auf 7,3 Kilometern hinauf von Langwies ins 1.775 Meter hoch gelegene Arosa. Kurz vor der Baumgrenze. Zuschauer kommen, klar, um sich das auch anzuschauen. Aber eben nur AUCH.
Denn ist man einmal in Arosa, dann gibt es weit mehr anzuschauen. Und Zeit hat man auch. Denn es führt nur diese eine Straße nach Arosa. Arosa ist eine Sackgasse, umrahmt von zauberhaften Bergen. Man kommt also maximal mit dem Zug weg. Aber warum weg? Das Bärenland besuchen, mit der Bergbahn auf das 2.653 Meter hohe Weisshorn fahren oder das Bergkirchli am Ortsrand besichtigen. Letzteres ist übrigens das älteste Gebäude Arosas und stammt aus dem Jahr 1493. Mountainbikestrecken ohne Ende, Seilpark, Golf-Club und im Winter natürlich Eishockey, Eisbahn und 225 Kilometer Skipisten.
Es gibt aber auch prima Geschäfte (unbedingt RAW besuchen, bester Denim-Store!), tolle Restaurants wie das Charlotte, die Luftpost oder das urige Chalet Campino mit Bündener Spezialitäten, wie das leicht auszusprechende Charningna Engiadinaisa mit Pizokel. Und selbstverständlich die ungezählte Anzahl von wirklichen Klasse-Hotels. 3.500 Betten bei ungefähr genauso vielen Einwohnern. Röhrl residierte im Waldhotel, die feinen Herren aus der Redaktion in der gerade erst fertiggestellten Postresidenz mit Blick auf den See. Das Tschuggen Grand-Hotel nicht zu vergessen, aber das ist nun wirklich den Bestverdienern vorbehalten, wir Unwürdigen kannten leider keinen, der uns mal mitgenommen hätte.
Toll auch das Wetter. Durch die Höhenlage ist es auf fast 1.800 Metern im Sommer nicht so affenwarm. Bei unserer Anreise waren unten in Chur noch 32 Grad, ein paar Kilometer später in Arosa angenehme 23. Und im Winter ist eh alles gesichert. Schnee die gesamte Saison über. Immer. Garantiert.
Quasi alle Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten sind übrigens finanziell inkludiert in der Arosa-Card, man braucht also kein Extrageld im Rollkoffer mit sich führen. Müsste man in Arosa eh nicht, Kartenzahlung ist wirklich überall in der Schweiz möglich. Und natürlich auch nötig. Schweizer Preise sind immer noch Schweizer Preise, aber hey, Urlaub ist nur einmal.
Der schöne Ort ist am Rennwochenende ein bisschen arg entstellt von sehr vielen Absperrgittern, die sich vielleicht fürs nächste Jahr nochmal jemand anguckt. Klar, die Strecke geht bis mitten in den Ort, es wird in einigen Klassen auf Bestzeit gefahren, da ist es unabdingbar. Aber die ganzen Zuwegungen zur Strecke, zu den Fahrerlagern, da dürfte man schon ein bisschen entspannter zu Werke gehen. Und würde auch mehr Fotos bekommen, die sich jemand angucken will. Wir wollen den See sehen! Den? Es gibt natürlich auch davon mehrere. Obersee, Untersee und manchmal auch einen Stausee.
Rennen? Ja, war auch! Mit Tribünen mitten im Ort und Leinwänden, auf denen zusätzlich alles live übertragen wird. Wer will fährt mit der Rhätischen Bimmelbahn kostenlos eine Station tiefer und landet direkt an der Piste in Litzirüti. Ja, das heißt so.
Es gibt Regularity-Klassen, die es aber allesamt auch fliegen lassen und wirkliche Competition-Klassen, in denen der Schweizer Thomas Amweg die 7,3 Kilometer bergauf (und 1,2 bergab) mit seinem Formel 2-March 752 in 4:11 Minuten abgerissen hat. Schnellster Tourenwagenpilot war Florian Feuster im Porsche 911 2,8 RSR in 4:23. Walter Röhrl, der die Strecke zuvor noch nie gesehen hatte, fuhr als Vorausfahrzeug im brandneuen Porsche 992.2 im ersten Versuch handgestoppte 4:50 Minuten. Damit wär man noch Vierter geworden. Unser Favoritenauto: ein bananengelber Aston Martin DB4 mit Chiquita-Werbung und ohne Schalldämpfer.
Viele Menschen wollen das alles zu Recht sehen und erleben. Die Tiefgaragen der Hotels waren geflutet mit 911 GT3 aller Baujahre, Ferrari Roma, Bentleys, Astons und vielen vielen hochpreisigen Klassikern auch ohne Startnummern. Es bleibt aber natürlich die berechtigte Frage, ob das wirklich Autos der Besucher oder die des Hotelpersonals waren. So freundlich, herzlich und gutgelaunt, wie die alle waren … könnte schon gut sein … in der Schweiz verdient man gut. Guckt es Euch 2025 mal an. Arosa Tourismus sind Eure Experten für die Buchung, die lesen Euch die Wünsche von den staunenden Augen ab.
TEXT und FOTOS Thomas Senn