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Sinn UX S Kampfschwimmer.

2016 hat Sinn die Kampfschwimmer des „Kommando Spezialkräfte der Marine“ (KSM) mit (mutmaßlich) 200, speziell nach einer Ausschreibung entwickelten, Sinn UX S-Taucheruhren versorgt. Im freien Verkauf waren diese Einsatzzeitmesser nie erhältlich. Nun steht die nächste Ausschreibung an. Höchste Zeit also, um mit Kapitänleutnant Jens Höner und Sinn-Chef Lothar Schmidt über diese Uhren zu sprechen.

Kampfschwimmer (niemals nicht Kampftaucher sagen, das ist einfach falsch) umrankt immer ein ganz besonderer Mythos. Wenn sie ran müssen, dann ist Gefahr im Verzuge. Gnadenlose Jungs, gnadenlose Einsätze, gnadenlose Arbeitsbedingungen für eine Uhr. Dann müssen vermeintliche Taucheruhren im Disco-Blingbling-Style von Rolex und Co. mal den großen Mund halten und die wirklichen Taucheruhren die Ansagen machen lassen. Die Sinn Spezialuhren GmbH trägt nicht grundlos das Wort Spezialuhren im Namen.

Es gab schon Sinns für das BKA und für die GSG 9: da war es fast logisch, dass Sinn auch 2016 den Zuschlag für die Ausrüstung der Kampfschwimmer bekommen hat. 

Sinn UX S Kampfschwimmer
UX S im Einsatz. Bitte merken: Sie tauchen, aber heißen Kampfschwimmer. Ned verwechseln, sonst gibt’s Ärger. Und den will man nicht mit Kampftau… schwimmern!!!

Was aber ist so besonders an der Uhr? Zeit für einen Anruf bei Lothar Schmidt, dem Inhaber und Geschäftsführer von Sinn. „Oh, da ist einiges zu nennen … zum einen bieten wir über die Hydro-Technologie eine verspiegelungsfreie Ablesbarkeit unter Wasser aus jedem Winkel, absolute Beschlagsicherheit und Druckfestigkeit für jede Tauchtiefe. Wesentlich ist aber sicherlich auch das Grundmaterial. Der von uns für das Gehäuse verwandte, von ThyssenKrupp entwickelte, deutsche U-Boot-Stahl, zeichnet sich durch eine einzigartige Seewasserbeständigkeit aus. Bei diesem Werkstoff handelt es sich um einen Vollausteniten mit außerordentlicher Festigkeit und von höchster amagnetischer Güte. Der Festigkeitswert erreicht über 155 % des gewöhnlich für Uhrengehäuse verwendeten Stahls AISI 316L. Außerdem ist er aufgrund seiner Duktilität extrem rissbeständig, was die Gebrauchssicherheit weiter erhöht.“

In Zahlen: Sinn gibt zertifizierte Werte von 5.000 Meter Drucksicherheit des Uhrwerks und sagenhafte 12.000 Meter Tauchtiefe für das Gehäuse an. Mir würde das knapp reichen. Am Strand von St. Peter-Ording. Beim Brustschwimmen.

Sinn UX S Kampfschwimmer.
Links das frei verkäufliche Vorbild der GSG 9, rechts die sagenumwobene Kampfschwimmer-Weiterentwicklung UX S. Offensichtliche Unterschiede sind einige zu finden. Bald werden die ersten Exemplare auf dem Sammlermarkt auftauchen

Der Unterschied zwischen der immer noch frei verkäuflichen UX-Serie GSG 9 und der UX S für die Kampfschwimmer war: die komplett rote Beschriftung des Zifferblattes und der Lünette sowie das rote Datum. Ob es weitere Unterschiede gab? Schmidt: „Leider dürfen wir die detaillierte Ausgestaltung und damit die Unterschiede nicht im Detail benennen. Aber beide Modelle basieren auf der Modellreihe UX, so dass auch jeder Endkunde, der sich für die UX entscheidet, eine Uhr mit identischer Technologie und identischen Eigenschaften erhält.“

Man munkelt, es gäbe bei UX S eine Art Kodierung, damit der „Schwund beim Bund“ sich in Grenzen hält und nicht solche Ausmaße annimmt, wie bei der Vorgängeruhr IWC Ocean 2000.

Nun soll die Sinn bei den Kampfschwimmern bald abgelöst werden. Wahrscheinlich durch eine Smartwatch (der Uhrenfreund schlägt innerlich die Hände über dem Kopf zusammen). 

„Herr Schmidt, denken Sie, Sie werden wieder angefragt für die Ausschreibung? Oder ist die Zeit von analogen Uhren für Berufstaucher abgelaufen?“ 

„Man wird insbesondere bei den professionellen Anwendungen nicht auf eine mechanische Uhr verzichten können. Zu beurteilen, welche Eigenschaften, die eine Smartwatch nicht erfüllen kann, von welcher Einheit benötigt werden, kann man vielleicht nicht verallgemeinern. Letztlich werden dies die in der Ausschreibung definierten Anforderungen zeigen und auflösen. Mit der UX fiel die Wahl ja auch auf eine Uhr, bei der ein Quarzwerk die Uhr antreibt. Jede HYDRO-Uhr ist aufgrund der Ölfüllung notwendigerweise eine Quarzuhr, denn die Unruhschwingung einer mechanischen Uhr könnte den hohen Reibungswiderstand eines flüssigen Mediums nicht überwinden. Das hier zum Einsatz kommende temperaturstabilisierte Werk ist funktionssicher von -20 °C bis +60 °C, die extreme Druckfestigkeit ist sicher auch ein Punkt. Außerdem kann man eine Smartwatch natürlich leichter orten und die angezeigte Uhrzeit ist anfälliger für Manipulation.“

Sinn UX S Kampfschwimmer.
35 Tauchermodelle bietet Sinn zur Zeit an, hier noch zwei Favoriten der Redaktion: Links die U1 S E im nicen Retrolook mit 1000 Meter Tauchtiefe (44mm) und rechts der Einsatzmesser 3 (EZM 3) mit besonderem Magnetfeldschutz und immer noch „gerade so ausreichenden“ 500 Metern Tauchtiefe (41mm)

Kapitänleutnant Jens Höner ist einer dieser sagenumwobenen Kampfschwimmer (wir erreichen ihn, als er gerade von einem Tauchgang bei 5 Grad nahe der russischen Grenze nach einem Flugboot Dornier DO24 zurückkam). Aber Höner ist im letzten Punkt nicht ganz einer Meinung mit Lothar Schmidt: „Bei Standardsystemen im freien Handel ist das klar, das würde nicht funktionieren. Aber es gibt mittlerweile durchaus GPS-Systeme, die ich von anderen internationalen Einheiten kenne, die du nicht mehr manipulieren kannst. Das geht bis hin zu einem Kill-Switch, mit dem wir alle Daten sofort löschen können, falls wir im Einsatz einmal aufgeklärt werden. So eine Smartwatch hat einfach Vorteile: Sie lässt sich immer ablesen und muss nicht mit der Taschenlampe angeleuchtet werden, wenn die Strahlkraft der Leuchtmasse einmal nachlässt. Wir sind ja meist taktisch unterwegs, da ist eine Lampe durchaus kontraproduktiv. Und die Smartwatch fasst halt auch einige Geräte zusammen, die wir nicht mehr einzeln mitschleppen müssen. Versteht mich aber nicht falsch: Ich liebe analoge Taucheruhren. Sinn, Panerai, aber halt privat.“

Was passiert denn eigentlich mit den hochbegehrten Sammlerstücken, wenn die neue Ausschreibung durch ist? Ausgemusterte Kampfschwimmeruhren haben nämlich einen unfassbaren Fankreis auf der ganzen Welt. Uhren von Comex (Rolex), Marine Nationale (Tudor) oder die legendären Kampfschwimmeruhren von Panerai kosten immer fünfstellig, gern auch sechsstellig.

Höner dazu: „Die Uhren, die nicht per Verlustmeldung ‚verloren gegangen sind‘ und noch im Tauchlager liegen, werden wahrscheinlich über die Plattform VEBEG, das ist das Verwertungsunternehmen des Bundes, versteigert werden. Da wird eigentlich alles versteigert, was ausgemustert wird!“

Uh. Oh. Ah. DAS ist mal ein Premiumtipp. Die Ausschreibung für die neuen Uhren der Kampfschwimmer ist schon vorbereitet, geht bald raus. Und dann treffen wir uns auf www.vebeg.de alle wieder und aktualisieren die Seite im Minutentakt. Irgendwann tauchen die Sinn UX S dann vielleicht auf. Auftauchen. Verstehen Sie? (Copyright: Stefan Raab)

Und falls man keine UX S der Kampfschwimmer ergattern kann oder einfach heute eine Uhr will? Guckt man sich die UX-Reihe auf der Sinn-Website an und erhält zumindest technisch das gleiche Profigerät. Und unter „Profi“ machen wir es ja nicht, wir Walters. Lothar Schmidt selbst trägt privat neben einer „Frankfurter Finanzplatzuhr“ am liebsten eine UX. Insgesamt 35 Tauchermodelle hat Sinn zurzeit im Angebot, auch die Varianten mit GSG 9-Logo. Meine Favoriten wären zusätzlich noch: Sinn EZM 3 oder Sinn U1 S E. Da muss ich mal ganz tief in mich gehen. Tief, verstehen Sie?

Also noch eine Website, auf der wir uns gleich treffen: www.sinn.de

TEXT Thomas Senn

LESENSWERT.
WALTER.