Die Premiere des neuesten Porsche Sportgeräts hätte besser kaum gewählt sein können. Vom weiß-grünen Porsche 911 GT3 RS wurde nicht im heimischen Weissach oder auf einer blassen Automesse das Tuch gezogen, sondern bei „The Quail – a Motorsports Gathering“. The Quail ist die exklusivste Veranstaltung im Rahmen der Monterey Car Week, seit Jahren nicht weniger als der wichtigste Autoevent des Jahres. Das, was einst die Automessen waren, gibt es an der kalifornischen Pazifikküste zu sehen – edler, schöner, stimmungsvoller und besser als einst. Das haben längst auch die Autohersteller erkannt und zeigen rund um die Luxusenklave von Pebble Beach nicht nur millionenschwere Klassiker, sondern zeigen sich und ihre neuesten Produkte vor grandioser Kulisse.
Der Porsche 911 RS feiert 50. Geburtstag und da wundert der weiß-grüne Lack auf der neuen Sportversion der Generation 992 nicht. So war einst auch der erste 911er-Entenbürzel lackiert, der 1972 als schnellster deutscher Sportwagen gefeiert wurde – der ungewöhnlich gestylte Heckdeckel machte ihn ebenso zur Legende wie seine Leistungsdaten. Damals waren 210 PS und knapp 250 km/h eine andere Welt als VW Käfer, Ford Granada oder Opel Kadett. In die katapultiert einen auch der neue Porsche 911 GT3 RS. Doch wie sieht es um die Zukunft aus? War es das mit der GT3-Serie, denn wenn alles elektrisch wird, wird es für einen Rundstreckensportler mit Straßenzulassung schwer; insbesondere ohne Turboaufladung.
„Ganz klar, es wird weitere GT-Modelle geben“, lässt GT-Chefentwickler Andreas Preuninger Luft aus dem Ballon, „solange es einen Elfer mit Verbrennungsmotor gibt, wird es auch einen GT3 und einen GT3 RS geben. Das kann ich versprechen.“
Preuninger schaut für seine Entwicklungen maximal fünf Jahre in die Zukunft und ist da mehr als zuversichtlich – „länger lässt es sich sowieso nicht planen. Doch es wird für uns immer anspruchsvoller, solche Fahrzeuge zu entwickeln.“
Er berichtet von Entwicklungshürden wie engen Temperaturfenstern beim Abgasverhalten, einem höheren cW-Wert, dem Fahrzeuggewicht und den Vorschriften bei Lärm und CO2-Ausstoß. Der neue Porsche 911 GT3 RS – mittlerweile auf 525 PS erstarkt – ist wieder mit dem bekannten Vierliter-Saugmotor unterwegs, der so langsam jedoch an sein Limit kommt. „Natürlich haben wir uns auch eine Hubraumerweiterung angeschaut“, sagt Andreas Preuninger, „doch der Aufwand wäre einfach viel zu hoch gewesen. Unseren Vierliter-Boxer kennen wir einfach bestens.“
So wurde getüftelt, gewerkelt, entwickelt und kreiert – heraus kam eine der schärfsten Waffen, die Porsche jemals auf Straße und Rennstrecke gelassen hat – ohne Turbo und ohne Elektromotor. Bleibt die Frage, wieso der neue Elfer mit dem gigantischen Flügel und einem gigantischen Kühler anstatt des bisherigen Laderaums vorne mit einer Straßenzulassung entwickelt wurde. Ohne diese wären die Abgasvorschriften kaum ein Problem und der 911 GT3 RS ist ohne Frage eher für Rennstrecke denn für die Straße gedacht.
„Natürlich gibt es zum schnellen Fahren auf der Autobahn bessere Autos aus unserem Portfolio. Aber es ist nicht so, dass unsere Kunden nicht auf der Straße unterwegs sind. Sie fahren zumeist auf Achse zur Rennstrecke und wollen keinen Hänger“, entgegnet Preuninger, „zudem hätte dies große Auswirkungen auf die Stückzahlen. Wir wollen den 911 GT3 RS in nennenswerter vierstelliger Zahl an die Kunden verkaufen. Das wäre ohne Kennzeichen nicht möglich – da wären ein paar hundert.“ Und das wären dann doch zu wenige Kunden gewesen, um den stattlichen Entwicklungsaufwand zu rechtfertigen.
Kein Geheimnis ist, dass der Porsche 911 im Laufe seines Modellzyklus noch eine Hybridvariante bekommen wird, diese jedoch kein GT3-Signet zieren wird. Noch nicht, denn einst sah es beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring für einen hybriden Porsche 911 der Generation 997 nach einem Sieg aus – ehe dieser letztlich mit einem Schaden am Verbrennungsmotor ausfiel. Das ist mehr als zehn Jahre her. Doch es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann der erste Porsche 911 GT3 auch als Hybridversion Realität wird. Die nächsten Jahre geht es jedoch noch ohne Elektroboost – den hatte dem 24-Stunden-Rennen übrigens kein Akkupaket, sondern ein aufwendiges 40.000-Umdrehungen-pro-Minute-Massenschwungrad, wo sich beim Serienmodell der Beifahrersitz befindet.
TEXT Stefan Grundhoff für WALTER