Nicht nur aus automobiler Sicht war die Konzeptstudie des i Vision Dee aus dem Hause BMW der Star der diesjährigen Consumer Electronic Show in Las Vegas. Trug das Bühnenmodell bei der sehenswerten Show in der Spielerstadt noch etwas verschämt die Bezeichnung Dee, so wird es auf der Internationalen Automobil Ausstellung in München nun etwas konkreter.
Leuchteneinheiten, Innenraum und Zentralbildschirm haben sich gefunden und so langsam ist zu erkennen, dass der BMW Vision Neue Klasse ein sehr konkreter Ausblick auf den kommenden BMW 3er werden wird. „So sind wir der Zukunft zwei Schritte voraus: mit der Neuen Klasse bringen wir die Mobilität für das nächste Jahrzehnt schon 2025 auf die Straße – und führen BMW in eine neue Ära“, so BMW-CEO Oliver Zipse.
Die Begriffsbezeichnung der neuen Klasse wirkt bei der neuen Mittelklasselimousine der Bayern nicht nur im internationalen Sprachgebraucht recht angestrengt. Sie soll einen Brückenschlag zum Mittelklassemodell der 1960er Jahre bilden. Anfang der 1960er Jahre wagte BMW nach bewegten Zeiten und einer Fast-Übernahme durch Mercedes den Neuanfang mit seiner „neuen Klasse“.
Dabei handelte es sich wie heute eher um eine Projektbezeichnung, denn seinerzeit ging es in der neuen Mittelklasse rund um den BMW 1800, der zwischen 1963 und 1971 ein Leistungsspektrum von 90 bis 130 PS bot – viel Dynamik für eine sportliche Familienlimousine ihrer Zeit.
Das Design hat sich im Vergleich zum BMW i Vision Dee kaum verändert, doch mit einem nahezu kompletten Innenraum, Leuchteneinheiten vorne und hinten sowie weiterer Technikkonkretisierungen gibt die Konzeptstudie mehr konkrete Anhaltspunkte, wohin die Reise für das neue Elektromodell aus München in zwei Jahren gehen soll.
„30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden, 25 Prozent mehr Effizienz – mit der neuen Klasse springen wir technologisch weit nach vorn“, sagt BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber, „die neue Klasse wird alle Modellgenerationen durchdringen.“
Dabei soll der Hoffnungsträger ein komplett neues BMW-Zeitalter einführen – in Sachen Bedienung, Recycling, Rohstoffe und Design. Als Anzeigeelement führen die Bayern mit der neuen Modellgeneration erstmals ein großes Anzeigeelement mit der Bezeichnung Panoramic Vision als Projektionsfläche auf der Frontscheibe ein, der die normalen Instrumente nebst Zentralbildschirm ergänzt und das Head-Up-Display in ein neues Zeitalter katapultieren soll.
Innen gibt es viel Platz für vier und später im Serienmodell fünf Personen. Ein reduziertes Gewicht soll neben umfangreichen Maßnahmen im Bereich Aerodynamik dafür sorgen, dass die Serienfahrzeuge des 3er-Nachfolgers neben der entsprechenden Fahrdynamik auch die Effizienzvorgaben erfüllen.
Bei den Antrieben wird es im BMW i3 die nächste Generation der aktuellen Elektromotoren geben. Die Fahrzeuge sind mit Hinterrad- und Allradantrieb zu bekommen, leisten zwischen 200 und über 500 PS, was der Freude am Fahren im Vergleich zu den Elektromodellen keinen Abbruch tun soll.
Im Gegenteil, denn der kommende Dreier BMW wird Fahrleistungen wie kein anderes Mittelklassemodelle aus München vor ihm bieten. Bis 2027 dürfte auch ein BMW i3M mit über 600 PS auf den Markt kommen – obligatorisch mit Allradantrieb einer Höchstgeschwindigkeit jenseits der 250 km/h – erstmals für einen elektrischen BMW.
In Sachen Effizienz stellt Frank Weber aufgrund neuer Akkutechnik und einer besonders intelligent vernetzten Bordelektronik Verbesserungen von rund 25 Prozent in Aussicht. Heißt, dass sich der aktuelle WLTP-Normverbrauch der kommenden Dreier-Generation in Relation zum aktuellen BMW i4 (16 – 19 kWh / 100 km) auf 12 bis 15 kWh auf 100 Kilometer reduzieren soll.
Zudem dürfte in der kommenden Generation des BMW i3 und damit in allen Modellen der neuen Klasse ein 800-Volt-Bordnetz Einzug halten, was die aktuellen Ladetempi von maximal 200 kW auf 250 und später auf 300 kW steigen lassen dürfte.
TEXT Stefan Grundhoff