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Tesla Semi Truck. Elektro LKW.

Wieder einmal gab es aus dem Hause Tesla große Ankündigungen und wieder einmal hat alles deutlich länger gedauert. Doch die europäische Nutzfahrzeugbranche kann sich schon einmal darauf vorbereiten, dass Tesla mit seinem Semi Truck zeitnah auch für viel Wind bei den Fuhrparkbetreibern sorgen könnte.

Der Slogan ist wie oftmals bei Tesla kernig, simpel und eindrucksvoll: „It’s a beast“ – so heißt ansonsten die bestens gesicherte Panzerlimousine des Präsidenten. Tesla benennt seine Zugmaschine mit Namen Semi Truck auf der eigenen Website genauso. So kann sich jeder etwas unter dem Semi vorstellen.

Präsentiert wurde der erste Lastwagen mit dem Tesla-Logo bereits im Herbst 2017. Doch außer den beiden verträumten Prototypen, wie immer von den Tesla-Jüngern wild gefeiert, war abgesehen von Probanden und wenigen Kleinserien bisher nicht auf den amerikanischen Straßen zu sehen. Nach Europa sollen die elektrischen Zugmaschinen jedoch wohl nächstes Jahr ebenfalls rollen, wenn die seit mehr als fünf Jahren wartenden US-Kunden abgearbeitet wurden.

Tesla Semi 1

An sich sollten 2023 im texanischen Tesla-Werk bereits 50.000 Semi Trucks vom Band laufen – bisher waren es kaum mehr als ein paar hundert. Diese gingen zunächst zum Lebensmittelkonzern PepsiCo, der bereits Ende 2017 imageträchtig 100 Fahrzeuge bestellte und erste Zugmaschinen Anfang 2023 am Standort Sacramento in Betrieb nahm. Die meisten anderen Kunden, unter ihnen die Flottenbetreiber der Anheuser-Busch, UPS und Walmart warten auf ihre Modelle bisher weitgehend vergeblich. Doch in den nächsten Monaten soll die Produktion endlich hochgefahren werden.

Wie schon bei seinen Elektro-Pkw kann man Tesla eines nicht vorwerfen: das Design. Der Semi Truck ist gefällig, allemal windschlüpfrig und auf den ersten Blick als Tesla zu erkennen. Ähnlichkeiten zu den Erfolgsfahrzeugen Tesla Model 3 / Y – alles andere als zufällig. Und ein Familiengesicht bei einer Limousine und einem Mittelklasse-SUV hinzubekommen, ist nicht schwer. Das auf eine gewaltige Zugmaschine der 40-Tonnen-Liga zu projizieren – schon deutlich mehr.

Tesla Semi 14

Die Leistungsdaten sind wie bei fast immer im Hause Tesla erst einmal eindrucksvoll: angetrieben von einem Antriebspaket des Model S Plaid schafft der rund 735 kW (1.020 PS) starke Truck mit drei Elektromotoren an den beiden Hinterachsen den Spurt 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als 20 Sekunden, verbraucht nach dem amerikanischen Zyklus 125 Kilowatt pro 100 Kilometer und soll mit einer Akkuladung je nach Batteriepaket 480 bis 800 Kilometer schaffen. Das Akkupaket der Zugmaschine soll dabei in weniger als 20 Minuten wieder auf 70 Prozent seiner Leistungsfähigkeit erstarken – an speziellen Hochleistungs-Ladestationen.

Im Vergleich zu den normalen Lastwagen verspricht Tesla Kraftstoffkosten, die weniger als halb so teuer wie die von Diesel sind. Dadurch sollen die Betreiber der Fuhrparks innerhalb der ersten drei Jahre Kraftstoffeinsparung von bis zu 200.000 US-Dollar erzielen. Mindestens genauso groß soll der Vorteil durch Ferndiagnose, Bremsenergierückgewinnung, Softwareupdates (over the air) und deutlich weniger bewegliche Teile sein, die gewartet werden müssen. So sollen die Zugmaschinen deutlich mehr Zeit auf der Straße verbringen und nur in seltenen Fällen zum Service müsse. 

Tesla Semi 5

Die große zeitliche Verzögerung der Kundenauslieferung hat verschiedenste Gründe. Die wichtigsten lagen jedoch in der Batterietechnik begründet, denn ursprünglich sollte der Tesla Semi mit der gleichen Akkutechnik unterwegs sein, wie die besonders sportlichen Plaid-Versionen von Model S und Model X. Es wäre zwar problemlos möglich gewesen, die drei Elektromotoren an den beiden Antriebsachsen der Zugmaschine mit Energie aus dem Pkw-Regal zu versorgen, jedoch hätte dies die Nutzlast um fast eine Tonne eingeschränkt.

Daher musste Tesla technisch nachlegen, um konkurrenzfähig zu sein. Die bisherigen Planungen wurden umgestoßen und so kommen die Modelle des Semi nun mit einem neu entwickelten Akkupaket auf die Highways. Diese Batteriezellen sind acht Zentimeter hoch und haben einen Durchmesser vor 4,6 Zentimetern. Die demnach benannten 4680er-Module bringen mehr Kapazität ins Akkupaket und sollen letztlich bis zu 20 Prozent mehr Reichweite bringen, wodurch die ehemals angepeilten 800 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp auch bei einem voll beladenen Auflieger realisierbar sein sollen. Die maximale Nutzlast des Tesla Semi Trucks beträgt 37,2 Tonnen (82.000 Pfund).

Neben der Normalversion mit einer Reichweite von jenen 800 Kilometern sind zwei weitere Versionen mit knapp 500 Kilometern sowie später über 1.000 Kilometern Reichweite geplant. Damit die Ladezeit an den neuen V4-DC-Superchargern nicht zu lange wird, ist der Semi Truck mit einem 1.000-Volt-Bordnetz ausgestattet. Die schnellsten Systeme gab es bisher beim Lucid Air (900 Volt) sowie Audi Etron GT / Porsche Taycan und verschiedenen Modellen wie Kia EV6 oder Hyundai Ioniq 5 / 6 mit 800 Volt.

Tesla Semi 7

Die Fahrerkabine sieht anders aus als man es von einer herkömmlichen Zugmaschine kennt, denn der Chauffeur sitzt zentral in der Mitte, während sich links und rechts vom Lenkrad zwei große Bildschirm für Fahrerinformationen und die zusätzlichen Kamerabilder der Außenspiegel befinden. Die Zugmaschine des Tesla Semi soll in zwei Versionen mit und ohne Schlafkabine lieferbar sein.

Ein Einsatz in Europa ist für 2024 eingeplant und so dürfte beizeiten auch Deutschland als Markt gesetzt sein. Die US-Preise beginnen aktuell bei rund 150.000 Dollar für die Version mit kleinem Akkupaket, während die 800-km-Version mindestens 180.000 Dollar kostet. Die Zeit für Tesla drängt, denn in den kommenden beiden Jahren planen eine Reihe von internationalen Herstellern, Lastwagen und Zugmaschinen mit Elektro- und Brennstoffzellenantrieben auf den Markt zu bringen, die mit dem Tesla Semi Truck konkurrieren.

TEXT Stefan Grundhoff

LESENSWERT.
WALTER.