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Kaufberatung Mercedes C123. Bezahlbarer Alltagsklassiker.

Wer einen sehenswerten Klassiker sucht, der im Alltag eine gute Figur macht, hat dabei eine schier grenzenlose Zahl von Möglichkeiten. Wie wäre es vor der neuen Frühlingssaison mit einem Mercedes Coupé der Baureihe C123?

Wer an ein ebenso komfortables wie schickes Klassikmodell mit hohem Alltagsnutzen und entsprechendem Qualitätsstempel denkt, dem kommt schnell die Baureihe W123 in den Sinn – als diese noch Jahrzehnte von der späteren Bezeichnung E-Klasse entfernt war. Der elegante Coupébruder von Viertürer (W123) und Kombi (S123) feierte seine Premiere auf dem Genfer Automobilsalon. Bis heute bekleidet kein anderes Coupé im Hause Mercedes derart perfekt die Mischung aus schlichter Eleganz und Alltags-Einerlei. Nicht allein die nur optional verfügbaren Kopfstützen im Fond zeigten, dass es sich auch im Fond durchaus standesgemäß reisen ließ, während das Gepäck im Kofferraum ausreichend Platz fand. 

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Die Mercedes-Baureihe W 123 ist bis heute eine fahrende Legende. In Afrika, Südfrankreich und selbst in Deutschland knattern und rasseln bis heute die als unzerstörbar geltenden Vorkammerdiesel 200 D, 240 D und 300 D. In den USA und hier speziell in Kalifornien wurde die Baureihe W123 und speziell ihre Kombivariante S123 längst zum coolen Trendmodell der Techjünger. Wem ein Tesla mittlerweile zu normal ist, sorgt als erwachsen gewordener Hipster im einstigen Traumwagen seines Vaters zwischen San Diego uns San Francisco für Applaus.

Bestens ausgestattet, ebenso munter und sparsam motorisiert wie mit dem Dauerläufer des 300 TDT rennen die Oldtimerfans dem Mercedes Klassikcenter in Long Beach oder Spezialisten wie Mercedes Motoring die Tür ein, um entsprechende 123er-Versionen in einer entsprechenden Qualität in die eigene Einfahrt zu bekommen. 

Der US-Trend ist längst auch nach Deutschland übergeschwappt und neben den familiär angehauchten Limousinen- / Kombiversionen mit deutlich schlechterer Ausstattung und wenig dynamischer Motorisierung schauen immer mehr Youngtimerliebhaber zum zweitürigen Mercedes C123 herüber und stellen fest, dass sich dieser mit Geburtsstunde auf dem Genfer Salon 1977 seit vielen Jahren im Oldtimerressort parkt. Gestern wie heute ist die Coupéversion der 123er-Baureihe nichts für den großen Auftritt. Es ist wie seinerzeit, als der C123 in einer sehenswerten, aber wenig spektakulären Seevilla am Ufer des Lac Leman seine Premiere feierte.     

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Auf den Bergen rund um den Genfer See lag im ausklingenden Winter 1977 noch der letzte Schnee, doch am Ufer strahlte die Sonne mit dem Daimler-Verantwortlichen um die Wette. Auf einer Terrasse wurden die drei Startversionen 230 C, 280 C und 280 CE in verschiedensten Farben und unterschiedlichsten Innenausstattungen (Leder, Velours und Stoff) erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, ehe auf der Messe das Tuch gezogen wurde. Es war kein großer Auftritt; der war bei Mercedes schon immer den großen Coupés wie SLC oder SEC vorbehalten.

Der C123 war eine Mischung aus Kopf und Herz mit sehr deutlichen Anleihen an der spektakulär erfolgreichen Limousine und dem praktikabel schmucken T-Modell als erstem Lifestylekombi. Die enge Ableitung von der erfolgreichen Limousine der Mercedes-Baureihe W123 ist dem C123 auf den ersten Blick anzusehen. Front und Heck sind abgesehen von Details wie Rechteck-Scheinwerfern und einer Chromleiste unter den Lamellenleuchten (hatten sonst nur die 280er) identisch; dafür ist der Radstand 8,5 Zentimeter kürzer, die Dachlinie vier Zentimeter flacher und die Scheiben stärker geneigt. 

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Weder damals noch heute war und ist der C123 ein spektakulärer Hingucker. Er ist elegant, hatte schon 1977 betont klassische Linien und seinen großen Auftritt mit heruntergelassenen Fenstern. Nur optional elektrisch bedient schoben sich die vier Seitenscheiben in die dafür in Türen und Seitenteilen vorgesehenen Schächte. Zeitgemäße Selbstverständlichkeiten wie eine Komfortschaltung oder gar einen Zentralschalter suchte man damals in der hölzernen (erst Wurzelholz, dann Zebrano) Mittelkonsole vergeblich.

Der Auftritt mit heruntergelassenen Seitenscheiben war damals und ist heute jedoch ein großer; die Freiheit hinter dem Steuer auch durch die niedrige Seitenlinie kommt zumindest mit geöffnetem Schiebedach einer Cabriofahrt nahe. Von der Limousine geerbt hatte das 123er Coupé nicht nur Design, Ausstattung und Motorisierungen, sondern auch das großzügige Platzangebot und den exzellenten Reisekomfort. Die Sicherheitsausstattung setzte mit der Weltpremiere auf dem Genfer Automobilsalon des Frühjahres 1977 Maßstäbe.

Bei den Motorisierungen galt das, was zumeist auch heute auf Coupés und Cabrios zutrifft. Schmächtige Basismotorisierungen hatten in der Modellpalette nichts zu suchen und die Symbiose aus schicker Coupékarosserie und Dieselmotor gab es mit Mercedes 300 CD / 300 CD Turbodiesel nur in den USA. Die Grundausstattung war bei allen Modellen vergleichsweise karg; doch wer wollte, konnte sein viersitziges Sternencoupé mit zahllosen Extras standesgemäß aufwerten.

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Ein elektrisches Schiebedach, ein rechter Außenspiegel, elektrische Fensterheber oder ein Radio mit elektrischer Antenne waren neben Alufelgen seinerzeit besonders beliebt. Dazu gab es neue Metallicfarben, auf Wunsch eben auch jene Kopfstützen im Fond oder eine Klimaanlage für angenehm gekühlte Luft an heißen Sommertagen während die Sitzheizung im Winter für Wärme von unten sorgte.

Das Motorenprogramm stammte vom oberen Bereich der W123-Limousine oder dem entsprechenden T-Modell des S123. Der 109 PS starken Einsteiger des Mercedes 230 C konnte fahrdynamisch nur die niedrigsten Ansprüche befriedigen. Über 1,4 Tonnen schwer nahm ihm gerade die Viergangautomatik jegliche Dynamik. Knapp 190 Nm maximales Drehmoment und eine Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h mochten an sich nicht zum elegant-souveränen Anspruch eines Mercedes-Coupés passen. Motorklang und Tatendrang machten ihm eher zu einer Wanderdüne, denn jenem, wie sich Coupés an sich präsentierten: stark, edel und exklusiv.

Leistungswerte einer anderen Generation

Das bot zumindest in Ansätzen der 156 PS starke 280 C und schon in Sachen Image deutlich mehr der 177 PS starke Mercedes 280 CE. Für den amerikanischen Markt kam schneller als von vielen erwartet die gerade einmal 80 PS starke Version des Mercedes 300 CD hinzu, der speziell in Kalifornien großen Anklang fand. Erst 1981 löste man den sparsamen, aber alles andere als laufruhigen Dieselmotor, der ähnlich auch in Modellen der 116er-, 123er- und 126er-Reihe verbaut wurde durch den 300 CD Turbodiesel ab, der es immerhin auf deutlich kraftvollere 125 PS brachte. Von den zwischen 1977 und 1985 produzierten knapp 100.000 C123er-Coupés wurden immerhin mehr als 15.000 Modelle mit einem Selbstzünder verkauft. Bereits 1980 wurde die Vergaserversion des 230 C vom deutlich spritzigeren 230 CE abgelöst, der Dank mechanischer Benzineinspritzung 132 PS leistete.

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Heute ist der Mercedes C123 ein begehrter Oldtimer – in den USA wie in Europa. Ein gut ausgestatteter 280 CE mit weniger als 150.000 Kilometern ist durchaus zu bekommen. Doch mit entsprechendem Pflegezustand ist unter 22.000 Euro nur schwer etwas zu machen. Einfacher sind die schlechter ausgestatteten 230 CE, die in einem soliden Zustand bereits für 15.000 Euro oder weniger zu bekommen sind, wenn einen viele Vorbesitzer und eine höhere Laufleistung ohne komplette Servicehistorie nicht schrecken. Doch das könnte ein Alltagsklassiker für die Ewigkeit werden, denn die meisten Teile sind noch gut verfügbar, nicht allzu teuer. Die Qualität des Coupés abseits von Rost und Verschleißteilen sind bis heute beeindruckend – Sommer wie Winter.

TEXT Stefan Grundhoff

LESENSWERT.
WALTER.