Die Wüste lebt. Einmal mehr. Bei der dritten Auflage Icons of Porsche folgten rund 27.000 Porsche-Enthusiasten dem Ruf nach Dubai, fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Trotz des Gedränges blieb das Festival unter der heißen Wüstensonne stets freundlich. Die Besucher feierten sich und die Affinität zu den Zuffenhauser Sportwagen.
„Ich freue mich, dass dieses Konzept so gut aufgeht“, strahlt der Leiter von Porsche Middle East and Africa Manfred Bräunl für den die Zusammenkunft eine Herzensangelegenheit. In den Vereinigten Arabischen Emiraten ticken die automobilen Uhren anders. Ein Porsche 911 GT gilt als Standard-Elfer und in keiner Region sind die Extras so gerne genommen wie hier. Rund 46.000 Euro liegen die Porsche-Fans bei jedem Fahrzeug im Schnitt extra auf den Tisch des Schwäbischen Hauses.
Hier ist das Besondere Programm und Stangenware verpönt. Kein Wunder, dass die Zuffenhauser Cleverles diesen Individualismus zu Geld machen und das Sonderwunsch-Programm aus dem Taufbecken gehoben haben. Die Nachfrage gibt den Modellstrategen recht. Vor dem Sonderwunsch-Stand bilden sich bei dem Icons-Stand lange Schlangen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht Porsche gut da. Im Jahr 2022 hat der Sportwagen-Autobauer um 20 Prozent zugelegt und auch „dieses Jahr schauen wir gut aus“ (Bräunl).
Der Blick richtet sich mittlerweile in die Zukunft. Früher oder später wird die Elektromobilität auch in dieser Region mehr Freunde finden. Deswegen setzt der Porsche-Mann große Hoffnung in den batterieelektrischen Macan. „Hier ist es wichtig, dass sich auch die BEVs anfühlen wie ein Porsche.“ In Dubai sind die Stromer-Szenarien auch wahrscheinlicher, da die Menschen kürzere Strecken fahren als etwa in dem weitläufigeren Saudi Arabien. Nicht überall ist die Ladestruktur so gut ausgebaut wie in den Emiraten.
Allerdings haben die Porsche-Kunden dieser Region zumeist mehr als ein Auto in der Garage stehen. Beim Alter reihen sich die Emirat-Bewohner in der Mitte ein. Sie sind im Schnitt Mitte 40 und damit zehn Jahre jünger als die europäischen Porsche-Fahrer, aber genauso viel älter als in China.
Also alles eitel Sonnenschein? Fast. Der Mittlere Osten ist schon seit jeher keine ganz einfache Region, die aktuelle geopolitische Lage verkompliziert die Lage nur noch. Bislang läuft alles glatt. Zumal auch Saudi-Arabien immer mehr zum wirtschaftlichen Erfolg beiträgt. Dabei tun sich erfreuliche gesellschaftliche Entwicklungen. Die Tatsache, dass Frauen in dem islamischen Land den Führerschein machen dürfen, ist mehr also nur Augenwischerei. „Jeder dritte Porsche-Kunde in Saudi-Arabien ist eine Frau“; erzählt Manfred Bräunl. Auch in Kuwait wächst die Zahl der Lady-Driver am Steuer eines Porsches.
Der drahtige Manager hat wohl einen der interessantesten Jobs der Porsche-Statthalter. Er verantwortet die Geschäfte in 18 Ländern. Neben dem Mittleren Osten noch Indien und Afrika. Ein sehr heterogenes Gebiet. Außer in Indien arbeitet Porsche mit unabhängigen Importeuren zusammen. Also schiebt Bräunl eine ruhige Kugel? Mitnichten.
Die rosigen Zeiten in China scheinen vorbei und die Autobauer tun gut daran, neue Geschäftsfelder beziehungsweise Regionen zu erschließen, um ein Gegengewicht zu den Verkaufserlösen aus dem Reich der Mitte zu haben. Das ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch strategisch wichtig. Denn die Pekinger Regierung weiß ganz genau um die Wichtigkeit ihres Landes in den Bilanzen der Autobauer. Aber auch hier verändert sich die geopolitische Lage und Porsche tut gut daran, den Umsatz auf unterschiedliche Säulen zu stellen.
Ein Land, in das Porsche große Hoffnungen setzt, um das zunehmend risikobehaftete Geschäft in China zumindest ansatzweise auszugleichen, ist Indien. Auf dem Subkontinent leben etwa 1,4 Milliarden Menschen, davon sind rund 800.000 Millionäre. „Das ist für Porsche ein interessanter Markt. Inder, die im Ausland studiert haben und Porsche daher kennen, sind potenzielle Kunden“, verdeutlicht Bräunl. Zweifelsohne gute Voraussetzungen. Doch was den Porsche-Umsatz angeht, ist Indien noch ein Entwicklungsland mit homöopathischen Verkaufszahlen, in dem viel Aufbauarbeit nötig ist. Also hat Porsche in diesem Jahr bereits fünf neue Porsche-Showrooms eröffnet.
Bislang war Indien Macan- und Cayenne-Land. Das soll sich ändern und der 911er mehr Abnehmer finden. „Indien investiert massiv in die Infrastruktur. Unglaublich, was da gerade passiert“, erzählt Bräunl. Also sollen zwischen Delhi und Mumbai bald mehr 911er rollen. Dafür betreiben er und seine Truppe Grundlagenarbeit in Sachen Querdynamik, indem man indische Porschefahrer zum Eis-Spaßhaben nach Lappland oder gleich auf die Rennstrecke zum Dynamiktraining einlädt. „Indien wird für uns ein guter Markt sein. Allerdings wachsen da auch nicht gleich die Bäume in den Himmel“, ordnet Bräunl ein.
In diesem Jahr dürfte Porsche dort mehr als 1.000 Einheiten verkaufen. Kleinvieh macht auch Mist. Allerdings hat Wir sind guter Hoffnung, dass wir da ein gesundes Geschäft haben können“, prophezeit Bräunl.
Ein Problem, mit dem sich der Manager tagtäglich herumschlagen muss, ist die Heterogenität seiner Region. Das ist vor allem in Nordafrika und Südafrika der Fall. Das Land am Kap der Guten Hoffnung ist seit jeher ein gutes Pflaster für Porsche, während in Marokko, Tunesien und Ägypten noch etwas Arbeit geleistet werden muss.
Dazu kommen Faktoren, die die Vertriebler nicht beeinflussen können, die ihnen das Leben aber schwer machen. Unter anderem politische Unsicherheiten wie der schwelende Nahost-Konflikt oder ungünstige Wechselkurse. Ein südafrikanischer Rand entspricht aktuell 0,049 Euro. „Das macht unsere Autos teuer“, erklärt Bräunl. Aber auch diese Herausforderung gilt es zu meistern. Es bleibt also spannend.
TEXT Wolfgang Gomoll