Und das hat gute Gründe, denn der BJ 4 hat im Gegensatz zu seinen Nachfolgern deutliche Designanleihen zum ersten Land Cruiser, dem 1951 vorgestellten BJ. Der war Ende der 40er / Anfang der 50er Jahre an sich für den Militäreinsatz entwickelt worden; war letztlich zumeist jedoch nur in zivilem Nutzen. Die 40er Serie ist noch heute als nahezu unzerstörbares Alltagsnutzfahrzeug in den abgelegensten Regionen der Welt anzutreffen. Wer im Madikwe Park auf Fotosafari geht, klettert zur frühen Morgenstunde ebenso in einen Land Cruiser BJ 4 wie die Teebauern in Thailand oder der Bauleiter in Brasilien – mal mit offener Ladefläche, mal als kompakter Kraxler.
Das Erfolgsrezept des Toyota Land Cuiser ist dabei denkbar einfach. Solide Technik, die sich von nahezu jedermann reparieren lässt, große Haltbarkeit der Komponenten und eine Offroadfähigkeit, die sich gegenüber keinem Konkurrenten verstecken muss. Wer eine Tour durch die weichen Sandwüsten Afrikas oder das dichte Buschwerk des Amazonas machen will, ist mit einem Toyota Land Cruiser – gerade in der Generation BJ 42 – bestens gerüstet.
Bei Expeditionen und Touristenfahrten ist der BJ 4 zumeist mit langem Radstand und oftmals mit einem besonderen Aufbau unterwegs. Gerade bei echten Klettermaxen erfreut sich jedoch die Basisvariante mit kurzem Radstand einer großen Beliebtheit. Dann ist der BJ 42 gerade einmal 3,64 Meter lang und 1,66 Meter breit – im Gelände gibt es ohnehin kein Halten mehr, denn zusätzlich zum Hinterradantrieb lässt sich die Vorderachse manuell zuschalten. Für den harten Einsatz im Gelände gibt es manuelle Freilaufnaben und eine Untersetzung. Fahrkomfort sucht man vergeblich – gerade bei der Version mit kurzem Radstand. Der japanische Geländefloh hoppelt über alles weg, was sich ihm in den Weg stellt und gibt Unebenheiten nahezu ungefiltert an die Insassen weiter.
Da sich Gewicht und Dimensionen in Grenzen halten, ist man mit dem 3,5 Liter großen Vierzylinder-Saugdiesel und seinen 90 PS überaus munter unterwegs. Da der Land Cruiser des Jahrgangs 1982 weitgehend auf Dämmmaterialien im Innern verzichtet, ist man bereits ab niedrigen Tempi akustisch überaus präsent unterwegs und sollte ab Tempo 70 mit einer sonoren Stimme zu seinem Sitznachbar sprechen. Die stattlichen 216 Nm maximales Drehmoment bei niedrigen 2.200 Umdrehungen sorgen dafür, dass man im unwegsamen Terrain mit Standgas und dem zweiten Gang munter jede Steigung nehmen kann und durchdrehende Räder alles andere als ein Hindernis sind.
Die Serie J4, von 1960 bis 1984 produziert, war als Weltauto mit unterschiedlichen Motoren und Aufbauten zu bekommen. Neben dem Standarddiesel (BJ 4) war er auch mit etwas stärkeren Turbodieseln (HJ 4) sowie als Benziner (FJ 4) im Programm. Das Leistungsspektrum war mit 80 bis 135 PS für die jeweilige Zeit angemessen und lag ausschließlich in den USA hinter der dortigen Lokalkonkurrenz zurück. Schließlich ging es bei den Vier- und Sechszylinder-Triebwerken zwischen 3,0 und 4,2 Litern in erster Linie um Haltbarkeit und das nötige Drehmoment für den harten Einsatz als Nutzfahrzeug im Gelände. Die Fahrleistungen selbst waren weitgehend nebensächlich – nicht ungewöhnlich für Offroader in den 60er, 70er und 80 Jahren. Auch Jeep CJ und Land Rover Defender boten nicht viel mehr.
Das BJ-Fahrwerk ist mit seinen obligatorischen Blattfedern nebst Starrachse für Geröll und Fahrten durch tiefes Gehölz bestens gewappnet. An das Schunkeln und Holpern gewöhnt man sich schneller als gedacht. Wer schon einmal auf einem Kamel geritten ist, fühlt sich schnell heimisch – auch ohne Höcker. Schwieriger sind die allenfalls mäßigen Sitze und das spindeldürre Lenkrad, mit dem man den Japaner den Weg durch das Gelände weist. Kein Wunder, dass die meisten Offroadfans die Serienstühle gegen eine ordentliche Sitzgelegenheit ausgetauscht haben.
Neben dem Dreispeichen-Lenkrad gibt es im kargen Volant neben dem zentralen Tacho vier kleine Analoguhren sowie eine Handvoll Zugschalter für Funktionen wie Licht, Lüftung, Warnblinker oder Heizung. Aus dem unverkleideten Fußboden ragt ein nicht enden wollender Ganghebel, über den sich die fünf Gänge (vier vorwärts / einer rückwärts) einlegen lassen und ein zweiter etwas kürzerer, mit sich die Vorderachse und Untersetzung dazu holen lassen, wenn das Fortkommen Probleme bereiten sollte. Zudem empfiehlt es sich, kräftige Arme zu haben, denn erst 1981 führte Toyota gegen Aufpreis beim BJ 4 auf Wunsch eine Servolenkung ein. Die meisten Modelle sind ohne eine entsprechende Unterstützung unterwegs und so muss gerade bei langsamer Fahrt einiges an Muskelenergie eingesetzt werden, um in die gewünschte Richtung zu kommen.
Durch den geringen Radstand von 2,29 Meter und große Böschungswinkel sind kleine Kuppen und steilste Anstiege kein Problem. Wird es einmal besonders haarig, hilft die elektrische Winde, mit der man eher anderen Allradlern aus der Klemme hilft, als dass der BJ 42 diese öfter selbst zur Selbsthilfe bräuchte. Neben der geschlossenen Version mit zwei Frontsitzen und längs zur Fahrrichtung verbauten Notstühlen über der holpernden Hinterachse gibt es den BJ 42 auch mit Flatterdach. Bei allen Versionen lassen sich wie bei dem Jeep-Vorbild die Türen ausbauen und die Frontscheibe umklappen.
Wer auf der Suche nach einem Toyota Land Cruiser der traditionsreichen BJ-4-Serie ist, hat ein breites Angebot. Allerdings wurden im Laufe der vergangenen Jahrzehnte viele Fahrzeuge verbastelt. Die meisten waren im Geländeeinsatz und wurden unzureichend gepflegt. Auch wenn die Technik und hier insbesondere Achsen, Rahmen, Motor und Getriebe des Japaners nahezu unverwüstlich sind, der Land Cruiser rostet gern an allen nur erdenklichen Stellen. Zum Glück sind Ersatzteile und entsprechende Bleche an jeder Ecke zu bekommen. Solide Fahrzeuge kosten schnell 15.000 Euro oder mehr. Jedoch sollte man aufpassen, in keine Oldtimerfalle zu tappen. Mittlerweile werden einige gut erhaltene Fahrzeuge in Deutschland für mehr als 30.000 Euro angeboten. Da sollte man lieber im Ausland auf die Suche gehen. In Südeuropa oder auch den USA gibt es vernünftige Fahrzeuge oftmals deutlich günstiger, sodass sogar der Import lohnt.
TEXT Stefan Grundhoff