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Andreas Reibchen. Mister Lambo Lambo.

Shaggy mag ja Mr. Lover Lover sein. Aber so boombastic wie Mr. Lambo Lambo ist er trotzdem nicht. Obwohl WALTER-Abonnent Andreas Reibchen einige höchstspektakuläre Autos und noch mehr als einige Lamborghinis besitzt, hat er von einer anderen Sache doch nochmal mehr: Messehallen. Auf nach Bad Salzuflen. Wo auch immer das sein mag.

Wir treffen uns erstmal in der Firma. Komm einfach hinter die Halle 23.“ So war die Wegbeschreibung für unseren Termin. Halle 23? Das bedeutet ja irgendwie auch, dass es wohl 22 weitere Hallen geben muss. Das Messezentrum Bad Salzuflen ist das größte private Messegelände im gesamten Land. Und privat bedeutet halt auch privat. Seins. Alles. Platz hat er also, unser WALTER-Abonnent Andreas Reibchen (56). Und wer viel Platz hat, der hat auch sicher viele Hobbys und viele Ideen …

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Andreas, erzähle: Was hätte ich damals für einen Beruf erlernen sollen, wenn ich auch gern 23 Messehallen hätte haben wollen?

„Ich habe nach dem Gymnasium erst KFZ-Mechaniker bei Mercedes Benz gelernt und danach noch Bürokaufmann im familieneigenen Unternehmen, der Gesellschaft Messe und Ausstellungen GMA. Aber: es sind ja gar keine 23 Hallen. Manche gibt es gar nicht mehr, wir haben nur die Nummerierung fortgesetzt. Es sind nur 17.“

NUR. Verstehe. Und: Aaaah, Deine Eltern hatten also schon damit begonnen!

„Ja, mein Vater hatte Mitte der 70er eine Ausstellungs-Halle für einen großen Möbel-Importeur gebaut. Und daraus erwuchs dann Anfang der 80er die erste M.O.W. – die Möbel-Ordermesse Westfalica, die heute eine der wichtigsten Branchenveranstaltungen für den europäischen Möbelmarkt ist.“

Okeeee, Bildungslücke geschlossen. Die, zumindest für unsere Leser, sicher bekanntere Messe ist ja aber die Custombike.

„Ja, das kann wohl sein. Das war meine eigene Idee.“

Du hast die Custombike-Messe erfunden?

„Ja. Man muss ja was machen mit den Hallen. Ich bin damals auf das High Performance-Magazin zugegangen und hab ihnen die Idee angeboten und das Ganze dann viele Jahre erfolgreich gestaltet. Dann kam der Huber-Verlag, und nach dessen Pleite vor Kurzem hab ich die gesamte Messe jetzt wieder selbst übernommen.“

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Cool! Wusste ich nicht. Obwohl ich natürlich auch schon da war. Kam das durch Deine Harley-Läden?

„Nee, die Messe war tatsächlich zuerst da. Aber ich brenn ja schon immer für alles, was fährt. Und mir war aufgefallen, wenn Du als Geschäftsmann, womöglich mit einem weißen Hemd bekleidet, eine der damaligen inoffiziellen Harley-Buden betreten hast, erhöhten sich sofort die Preise. Da war also Handlungsbedarf. Und nun bin ich gemeinsam mit Partnern offizieller Harley-Händler in Osnabrück, Bielefeld, Düsseldorf, Köln und Bonn.“

Natürlich. Wer 23, Verzeihung, 17 Messehallen hat, kann ja nicht nur einen Harley-Laden haben, versteh ich. Dann erzähl doch bitte mal was über Deine Autos. Man sagt Dir ja nach, Du hättest eine gewissen Leidenschaft für Lamborghinis …

(lacht) „Auch. Aber ja, Lamborghini ist schon mein Ding.“

Was war denn Dein erstes Auto?

„Ein Golf 1 Cabriolet mit 70 PS. Weiß, mit weißen Sitzen und weißem Verdeck. 50.000 km auf der Uhr, von meiner Oma.“

Das Sascha-Hehn-Gedächtnismobil aus der Schwarzwaldklinik. Ich bin mir ganz sicher: Omma hatte das damals gesehen und ihn genauso bestellt!

„Haha, ja, das kann sein. Golf Cabrios spielten früher eine große Rolle bei mir. Besonders meinem dritten trauere ich hinterher: In zinkgraumetallic bestellt, innen vom Werk Wasserbüffelleder verbauen lassen, das ging mal über einen Kontakt, mit Cup-Felgen, Schrick-Auspuff, E-Fenster, ZV, alles eingebaut. Das war dann irgendwann perfekt, aber ich Depp hab es verkauft. Das gehört heute einem Freund, aber der will es einfach nicht wieder hergeben.“

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Und welche Autos stehen aktuell in den Hallen hier?

„Das wird eine längere Liste. Ich möchte auch gleich mal vorwegschicken, dass ich damit ganz offen umgehe. Die Leute reden eh, auch wenn man es verheimlichen will. Mein Vater hatte immer einen 300er Diesel, damit eben die Leute nichts Falsches denken. Trotzdem haben sie immer gesagt, ‚der hat bestimmt noch drei 500er zu Hause‘. Darum bin ich da einfach ganz offen. Also: wir haben als Daily Driver einen Lamborghini Urus Performante. Das ist einfach die eierlegende Wollmilchsau. Im Parkhaus mit der Allradlenkung sehr wendig, über die Autobahn sehr schnell, ein sehr perfektes Auto.“

Performante musste ja sein als Daily. Absolut. 

„Die anderen Autos die ich habe, haben auch alle ihren speziellen Charme! Lamborghini Huracan STO: das ist einfach das Rennstreckenflair mit Straßenzulassung. Oder mein Aventador S Roadster in grün matt, DIE Verkörperung des V12. Auch nach 15 Jahren noch faszinierend. Und der Murcielago LP 640. Das ist so der letzte, der richtig italienisch war. Gitterrohrrahmen, Magneti Marelli-Steuergeräte: einfach mit allem, was italienische Autos kompliziert machen kann. Das ist der absolute Autobahn-Kilometerfresser, der fasziniert mich da immer wieder. Dann natürlich den Sterrato: Lamborghini Huracan Sterrato. Das klingt toll, aber WO soll ich damit fahren? Ich wollte den einfach haben weil er toll ist.“

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Verkaufst Du auch mal ein Auto?

„Ja, oft. Ich probier viel aus, und wenn es passt, dann bleibt der Wagen. Und wenn nicht, kommt ein anderer. Je besonderer, desto besser. Wie mein Lamborghini Huracan Super Trofeo, den ich auf dem Bilster Berg stehen habe.

Das Faszinierende ist, dass er für einen normalsterblichen Fahrer wie mich noch zu bedienen ist. Ist vom Handling schon wie ein Rennwagen, mit Warmfahren, keine Kühlung mehr für Nebenaggregate, aber ist schon noch händelbar. Den fahr ich immer bei den Gesellschaftertreffen am Bilster Berg. Ich bin einer der ersten 12 Gründungsgesellschafter des Bilster Berg, also einer der ersten Bekloppten, die da investiert haben. Ich hab ja auch noch mit Björn Nagel die Firma NET Performance GmbH, mit der wir uns um Autotuning kümmern. Felgen, Fahrwerke, Chiptuning, Allrad-Leistungsprüfstand, X-Peel Schutz-Folierungen, wir sind Pirelli- und Michelin-Partner und kümmern uns eben um Rennbetreuung am Bilster Berg.“

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Klar. Das waren eindeutig zu wenig Firmen, ein Hobby hast Du ja hoffentlich nicht auch noch?

„Doch. Fitness-Sport. Das ist mein ganz großes Hobby!“

Ja, muss man sagen: Du siehst besser aus als ich. Aber bevor ich weine: zurück zu den Autos. Wobei ich Angst habe, dass da noch ein paar Highlights schlummern.

„Absolut! Mein ganz besonderer Lamborghini-Liebling: Der New Countach, einer von nur 112 Stück. Ich war einer der wenigen, die von Lamborghini gefragt wurden. Sein Vorgänger war ja meine Zeit: Auf dem Highway ist die Hölle los! Sie haben versucht, den alten Spirit reinzubringen und an den Ur-Countach zu erinnern. Der war ja noch ohne Spoiler und Flügel. Und jetzt halt mit so Dingen wie einem Solardach, wo man sich unsichtbar schalten kann. Und der klingt schon sehr böse. Optisch ist der Auspuff ja auch an die vier Ansa-Rohre von damals angelegt. Aber jetzt verlassen wir langsam den Lambo-Sektor. Hatten wir schon den McLaren Senna? Der war bei mir nie auf dem Schirm. Beim Erscheinen fand ich ihn unattraktiv. Und nach zwei Jahren sah ich dann einen in schwarzmatt, und hab mich verliebt. Den dann aber nicht bekommen, also in Stuttgart einen schwarz glänzenden mit 99 km besorgt. Kurz danach war ich damit am Bilster Berg, und wie es der Zufall wollte, war auch der mattschwarze da! Und ne Stunde später hatte der einen Totalschaden, da war es einer weniger.“

Was mit bisher fast schon angenehm auffällt: kein einziger Porsche in der Sammlung! 

„Das war eine zeitlang tatsächlich auch so! Ich hatte früher einen 964 3,6 Liter Turbo. War von Wehmeier und Castrups Motorsportabteilung in Bielefeld. Ab Werk auf 3,8 Liter aufgebohrt und damals schon über 450 PS. Den hatte ich 15 Jahre und ihn dann verkauft. Und nach zwölf Jahren wieder vom damaligen Käufer zurückgeholt (lacht). Und sonst hab ich – wegen der amerikanischen Motorräder – wirklich nur noch ein Auto: einen Dodge Challenger Hellcat Redeye. Bei dem das beleuchtete Ansaugauge vorne im Scheinwerfer in Deutschland natürlich wieder nicht rot sein darf … Der hat 830 PS, die man quasi niemals auf die Straße kriegt. Und erst Recht nicht mit den Ganzjahresreifen, mit denen er ausgeliefert wird. Das Auto ist mit 320 km/h eingetragen, aber auf den Reifen fühlt es sich ab 250 auch im Sommer nach Eis und Schnee an.“

Ich hab ja jetzt alle gesehen und möchte mein persönliches Ranking abgeben: Mit kilometerweitem Abstand führt der New Countach – das darf man für 2,5 Millionen ja auch erwarten –, das ist so ein sexy Auto aus allen Blickwinkeln. Fährst Du den auch? 

„Noch nicht. Bei so einem Wert überlegt man ja zweimal, ob es ein Sammlungsauto werden soll. Aber ich hab mich jetzt entschieden: das Auto wird gefahren, dafür ist es gemacht.“

TEXT und FOTOS Thomas Senn

LESENSWERT.
WALTER.