0,00 €

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 €

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Mercedes CLK designo by Giorgio Armani.

Vor 20 Jahren erschufen Mercedes und Giorgio Armani gemeinsam ein Auto. Kraftvoll, elegant und gediegen, wie es sich einem Daimler geziemt, seiner Zeit voraus, wie es sich für einen guten Designer gehört. Laufsteg frei für den CLK designo by Giorgio Armani.

Es ist leicht zu sagen, dass einem Geld nicht so wichtig ist, wenn man sieben Milliarden schwer ist und auf der Liste der reichsten Italiener auf Rang fünf liegt – direkt hinter Miuccia Prada. Übernahme-Angebote der gefräßigen Mode-Industrie hat er stets abgelehnt, ein Börsengang kam für ihn nie in Frage. Das Wichtigste war ihm immer, seine kreative Unabhängigkeit zu bewahren.

Giorgio Armani kleidete Stars für Hollywood-Filme ein, wie Robert Redford und Dustin Hofman in „Die Unbestechlichen“. Musiklegenden wie Tina Turner und Billy Joel trugen Bühnen-Outfits von ihm. Sein Freund Eric Clapton schrieb eigens Songs für Armani-Modenschauen. Armani entwickelte Düfte, kreierte Schwimmkleidung und Sonnenbrillen, warum nicht auch mal ein Auto?

Auf der Mailänder Modewoche stellte er 2003 das „Giorgio Armani Design Car“ vor. Berühmt wurde der abgebrochene Medizinstudent, der als Schaufensterdekorateur angefangen hatte, mit Herrenanzügen, typische Markenzeichen: Stil und Eleganz. Ein Mercedes also. 

clk armani MOR 8641

Leistung? Ist vorhanden. Der Schwabe ist ja innerlich grundsätzlich ein zerrissener Mensch. Im pietistischen Süden gilt es hart zu arbeiten, um ein gottgefälliges Leben zu führen und als Ausdruck des ständigen Schaffens darf’s auch ruhig ein größeres Anwesen mit Garten sein. Aber Prunksucht ist verpönt, und so hat es kein Schwabe je zu einem richtigen Haus gebracht, allenfalls zu einem Häusle. Bescheidenheit und Askese sind eine Sache, andererseits kann es zu Spätzle eigentlich nie genug „braune Sooß“ geben. Und so passt zu den muskelbepackten Oberarmen des italienischen Modeschöpfers der dickste Motor, den sie in Untertürkheim je in ein Mittelklasse-Modell gepackt haben: ein Fünfliter-V8 mit 306 PS. 

Überhaupt darf es unterm Blech überall ein bisschen mehr sein. Acht mal 40 Watt liefert das Hamann-Surround-Soundsystem, im Sommer kühlt die Klimaautomatik mit Sonnensensor, im Winter wärmt die Sitzheizung. Sehr selten im CLK zu finden sind damals die elektrisch verstellbaren Sitze mit Memory-Funktion. 

clk armani MOR 8841

Der Sinn eines viersitzigen Cabrio-Coupés erschließt sich nicht jedem, haben doch potente, flach geschnittene Fahrmaschinen ihre Ursprünge auf der Rennstrecke, wo grundsätzlich jeder Ballast zu vermeiden ist. Aber spätestens seit König Otto der Erste Rehakles, Griechenland zur Fußball-Europameisterschaft führte, stellt sich die Frage nicht mehr. Die Griechen brachten nach dem Endspiel den ersten Innenstadt lahmlegenden Autokorso nach Stuttgart, und jeder Helene, der einen offenen Daimler sein eigen nannte, hatte in diesem denkwürdigen Juli 2004 auf dem Kofferraumdeckel zwei winkende Helenas sitzen.

Im September desselben Jahres präsentierte Mercedes das Armani-Coupé auf dem Pariser Autosalon. Entworfen hat es der Mann aus Piacenza zusammen mit dem Mercedes-Designstudio im norditalienischen Como. Der Modegigant erklärte, was ihm vorschwebte, die Auto-Gestalter übersetzten es in Leder und Stahl. Armani lobt: „Wir haben sehr schnell eine gemeinsame Sprache gefunden.“

clk armani MOR 9285

Schnickschnack war schon bei seinen Anzügen nie sein Ding, der Armani-CLK trägt die dezenten Front- Heck- und Seitenschürzen aus dem AMG-Paket, aus dem auch die 18-Zoll-Alus stammen, die allerdings auffällig unauffällig in Wagenfarbe lackiert sind. Die ist die einzige Extravaganz am Auto. Dezente Sandtöne sind eines von Armanis Markenzeichen, und so haben die Mercedes-Köche den Farbton „Matt Designo Magno Sabbia“ in Grau mit einem Schuss Beige eigens nach Armanis Wünschen angerührt. Wie es sich für einen großen Designer gehört, trifft er den Zeitgeist der Kundschaft, nicht den von heute, sondern den von morgen. Der Rest der Autowelt nahm die Idee von matten Lacken erst anderthalb Jahrzehnte später auf.

Kleinserien und Individualisierung sind so alt wie das Automobil, wo in der Frühzeit Kutschenbauer und Karossiers den aufstrebenden Statussymbolen neue Hüllen oder Ausstattungen schneiderten. Schon Frankreichs Daimler-Importeur Emil Jellinek, der dem Unternehmen mit dem Stern den gleichen Namen gab wie seiner zehnjährigen Tochter, ließ sich für seine Geschäftsreisen eine spezielle Limousine fertigen.

clk armani MOR 9035

Seit Vorstandschef Ola Källenius den Konzern vom Brot- und Butter-Geschäft zurück in die lukrativere Luxus-Ecke führen will, ist das Thema auch im Konzern wieder aktuell. Wer will, kann seine nagelneuen S-Klasse in der „Manufaktur-Ausstattung“ ins 50er-Jahre Bleu des Ur-SL kleiden. Schon die ersten Mercedes, die außerhalb von Jellineks Vertriebsgebieten als „neue Daimler“ firmierten, waren werksgetunte Kleinserien, hatten eine breitere Spur, einen tieferen Schwerpunkt und mehr Leistung. 

Armanis Idee war, Farben und Materialien zu verwenden, die man aus Oldtimern kennt. Mattes Metall und braunes Cuoio-Leder stehen für Zeitlosigkeit. Nur Holz war ihm zu gestrig, und so kam auch hier Leder zum Einsatz. Das rollende Role Model sollte auch für Moderne stehen, und so hat sich der asketische Fitness-Fan bei Sitzflächen und Lehnen für synthetische Hightech-Stoffe entschieden, die aus der damals gerade aufkommenden Sportswear-Szene stammen.

clk armani MOR 8770

Dunkle Heckleuchten gelten eigentlich als Attribut des PS-Proletariats, andererseits sind einem Mann, der vorzugsweise schlichte, dunkelblaue T-Shirts oder Kaschmir-Pullover trägt, knallige Elemente in Rot oder Orange ein Gräuel, selbst Chrom schien ihm zu aufdringlich. Statt spiegelndes Bling Bling kommt im Innenraum seidenmatte Folie zum Einsatz. Wenn die ein oder andere Zierapplikationen schon glänzen darf, dann allenfalls in Schwarz. 

Nach der Präsentation im Herbst 2004 wanderte das Messe-Model in den Showroom des Flagship-Stores am Champs Elysees. Im Frühjahr 2005 schneiderte das Mercedes-Werk exakt 100 Stück, die der Kundschaft mit nummeriertem Zertifikat für 86.884 Euro übergeben wurden, und eines davon gehört nun zum 1600 Exponate zählenden Fundus des Mercedes-Museums, in seinem matten Silbergrau selbst eine Skulptur. Ohne Schnörkel und ohne Selbstzweifel kommentierte der große Maestro am Ende: „Ich denke, das Ergebnis spricht für sich selbst.“

TEXT Markus Stier
FOTOS Michael Orth

LESENSWERT.
WALTER.