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Audi Sport Quattro. Vier Ringe für immer.

Unsere Abonnenten sind schon alle sehr besonders. Und genauso herrlich unterschiedlich. Hier haben sich aber mal zwei getroffen, die wirklich gleich ticken. Und eine Leidenschaft für Autos teilen, die es bis vor Kurzem noch gar nicht gegeben hat. Willkommen in der Audi-Welt von Norman Eck und Dirk Schauf.

Eigentlich hätte alles bleiben können, wie es ist. Sonntagabend. Sofa. Ende der Geschichte. Doch dann kommt er. Der verhängnisvolle Moment der Langeweile und der Griff zum Handy. Im Fall von Norman Eck wird es ein besonders teurer, denn der 39-jährige Südthüringer beschließt ein paar Klicks später, dass ein Sport Quattro irgendwie doch ganz gut zu ihm und in seine Garage passen würde.

Während die nichtsahnende Gattin weiterhin aufmerksam den Tatort verfolgt, durchkämmt Eck fleißig das Internet und saugt förmliche jede Information, die er über den Audi finden kann, in sich auf. „Ich hab wirklich alles gelesen und wer weiß wie viele Bilder abgespeichert.“

Norman Eck Dirk Schauf

Die Suche nach einem Auto gestaltet sich einigermaßen schwierig, Originalfahrzeuge sind unerschwinglich und Angebote von unseriösen Anbietern fallen direkt durchs Raster des selbständigen Zerspanungsmechanikers. Über einen Bekannten landet Eck schlussendlich bei Dirk Schauf – der ersten Adresse beim Nachbau von legendären Audi-Klassikern – und bekommt prompt eine Abfuhr.

„Hier rufen jeden Tag irgendwelche Bekloppten an, die nur mal zum Anschauen bei mir vorbeikommen wollen“, sagt der Gothaer und nichts hasst er mehr, als wenn man ihm seine kostbare Zeit klaut. Eck grinst: „Dirk wollte pauschal 150 Euro von mir, ehe er sich überhaupt mit mir unterhält.“

Serienauto? Nie wieder

Eck bekam einen der begehrten Termine, aber die Schaufsche-Tauglichkeitsprüfung war damit längst noch nicht bestanden. „Die Leute glauben, dass sie ein ordentliches Fahrzeug für 40.000 Euro bekommen. Nicht mit mir!“, sagt Schauf und ließ sein Auftragsbuch noch zu. Aber Eck hatte bei seinem ersten Antritt keine falschen Vorstellungen. „Mein Budget lag bei 80.000 Euro“, erinnert er sich an das Kennenlernen im Jahr 2016. „Damit kann man arbeiten“, fand auch Schauf und beide wurden sich einig, obwohl es da noch ein weiteres Problem gab. „Er wollte unbedingt ein Serienauto. Und dann auch noch einen Kurzen“, flucht Schauf noch immer. Was er damit meint: noch mehr Details, noch mehr Feinheiten, noch mehr Aufwand und die Erkenntnis: „Nochmal baue ich das nicht.“

Audi Quattro Fuenfzylinder

Für den Aufbau müssen zwei Spenderfahrzeuge gefunden werden. Hier haben Abwrackprämie und H-Kennzeichen ihre Spuren im Budgetplan hinterlassen. „Mittlerweile haben sich die Preise fast vervierfacht“, schimpft Schauf, der den Audi für die Heckpartie in England auftreiben kann. Für die Front geht es in den Harz. „Dort hat ein Student das alte Familienauto verkauft, mit dem schon der Opa gefahren ist.“

Als Schauf den Hinweis auf eine Delle am Kofferraum mit dem lockeren Spruch, „macht nichts, wird eh auseinandergeschnitten“ kommentierte, gerieten die Verhandlungen allerdings ins Stocken. „War nicht die beste Idee von mir“, gibt er im Rückblick zu. „Zum Glück konnten wir uns doch noch einigen.“

Der Aufbau beginnt. Termindruck herrscht nicht. Erst am 8. Mai 2019 wird der Motor gezündet. Es gibt Tage, die vergisst ein Mann eben nie. Mittlerweile ist aus dem ursprünglich geplanten S2-Fünfzylinder auch ein Sportmotor geworden. Statt 220 PS nun eben 420. „Offenbar hatte er im Lotto gewonnen“, lacht Schauf über den Sinneswandel bei seinem Kunden. 

Audi Quattro Fuenfzylinder S1

Vielleicht lag es auch daran, dass er mit ihm zusammen im hauseigenen Audi Quattro bei der Rallye Wartburg startete und diesen auch standesgemäß durchgeladen hatte. „Da war ich dann endgültig infiziert“, gesteht Eck, dessen Ehefrau aber immer noch nicht offiziell eingeweiht war. „Ich habe ihr vom Aufbau immer mal ein paar Bilder gezeigt und gemeint, das wäre doch auch was für mich, oder?“ Die bessere Hälfte hatte aber längst den Braten gerochen. Zu auffällig waren die vielen Fahrten über den Berg nach Gotha. Sie erteilt ihren Segen und Eck schwärmt: „Ich habe eine liebe Frau.“

Schauf hofft während der Bauphase noch immer darauf, dass sich Eck doch für ein Rallyefahrzeug entscheidet und gibt gute Worte: „Die Leute laufen zu den bunten Autos, nicht zu den Serienautos.“ Aber Eck lässt sich nicht beirren. Als Schauf die letzten Testfahrten mit dem Auto gemacht hat und merkte, „dass alles zusammenpasst und nichts auseinanderfällt“, ist endlich Schlüsselübergabe. Doch die Freude am eigenen Sport Quattro währt nicht lange.

Audi Sport Quattrp

Ein zweiter Aufbau

Die liebe Gattin ist am 8. Mai 2020 noch einmal gefragt. Wieder ein Datum, das sich bei Eck eingebrannt hat. Exakt ein Jahr nach der ersten Zündung will es das Schicksal, dass er mit seinem Traumauto im Graben landet. Wie ein Häufchen Elend steht er wieder bei Schauf vor der Tür. Dort findet er nicht nur moralische Unterstützung, der Wiederaufbau wird generalstabsmäßig geplant und ein Jahr später kann Eck mit seinem Auto zur ‚quattrolegende‘ nach Österreich fahren. „2.500 Kilometer auf Achse an einem Wochenende und das ohne ein einziges Problem“, lobt er die Arbeit von Schauf. 

Audi Sport Quattro 1

Vor Ort setzt sich auch Harald Demuth hinters Lenkrad und lobt die gute Fahrbarkeit. Einzig die Wirkung des ABS gefällt dem Ex-Werksfahrer noch nicht zu 100 Prozent. „Wir haben dann den Druckspeicher gewechselt“, erklärt Schauf, der schon die nächste Ausbaustufe ins Auge gefasst hat. Aktuell ist ein S2-Fahrwerk mit H&R-Federn und Bilstein B6-Dämpfern verbaut. „Wir planen aber mit einem Gewindefahrwerk und größeren Bremsen.“

Entsprechend aufmerksam haben beide auch den Bericht über Michael Stoschek gelesen und mit welchen Mitteln dieser seinem originalen Sport Quattro Manieren beibrachte.

Audi Sport Quattro 1 S1

Die nächsten Schritte sind bereits ausgeheckt, auch wenn das ursprüngliche Budget längst überschritten wurde. Wie viele zusätzliche Euros ins Projekt geflossen sind, will Eck heute erst gar nicht zusammenrechnen. Ein aktuelles Wertgutachten taxiert seinen Sporti auf 120.000 Euro. Für Eck nur eine Zahl, denn „verkaufen werde ich ihn nie!“.

TEXT Michael Heimrich
FOTOS Benno Reiss-Zimmermann

PS: Auch die „Nur echt ist echt“-Verfechter sollten sich zumindest an der Hingabe und Leidenschaft erfreuen, die beiden an den Tag legen. Und wenn schon Replika, dann eine so gute. Ok? Ok!

LESENSWERT.
WALTER.