Kaeve Cars im niederländischen Uden handelt hauptsächlich mit gut erhaltenen Ferrari, Jaguar, Porsche und anderen gebrauchten Sportwagen. Nicht mehr ganz so repräsentative Zugänge werden gelegentlich spektakulär umgebaut. Kombis auf Basis eines Tesla oder Rolls-Royce entstanden so, auch eine Hommage an den legendären Rennwagen Ferrari 250 GT Breadvan verwirklichten Arno Heirath und seine Mannschaft bereits.
Als in Uden kürzlich ein im Innenraum ziemlich abgerockter Fiat Panda 4×4 Sisley aus dem Baujahr 1989 auftauchte, nahm ein verwegener Plan Gestalt an: Warum nicht das traditionelle Arbeitstier jedes zweiten italienischen Bergbauern in einen Luxus-Mini verwandeln, mit dem man auch beim Shopping in Mailand eine bella figura abgibt?
Projekt Fiat Panda 4×4 Piccolo Lusso nahm Fahrt auf. Automobildesigner Niels van Roij, für seinen ebenso kreativen furchtlosen Umgang mit altem Eisen bekannt, machte sich ans Werk. Seine Vision waren die Jolly Cars aus der Ära des Dolce Vita. Also die charmant bis verwegen modifizierten Kleinwagen, mit denen die oberen Zehntausend in den 1950er und 60er Jahren vom Sommersitz am Mittelmeer zum Strand oder Nachtclub fuhren.
Als erstes wurden die Sitze rückenfreundlicher aufgepolstert und in zweifarbigem hellem Leder neu eingekleidet. Dasselbe edle Material tragen jetzt auch Armaturentafel, Türinnenflächen, Seitenverkleidungen auch im Kofferraum, Lenkrad und sogar die Sonnenblenden. Die quadratische Steppung erinnert an die Verarbeitung der Stoffbezüge im originalen Fiat Panda. Auch der Mann im Kanu als wiederkehrendes grafisches Motiv zitiert das Sondermodell Sisley.
Bei der Karosserie hielt sich Mijnheer van Roij zurück, der Panda ist schließlich ab Werk bereits so etwas wie ein Kombi. Allerdings wählte er den vornehmen Farbton Azzuro Blu als neuen Karosserielack. Viele beim Original nicht lackierte Komponenten – Stoßfänger, Außenspiegel, seitliche Schutzleisten, Felgen – erstrahlen jetzt ebenfalls in dem kräftigen Blau, das an den Sommerhimmel Italiens erinnert. Weiße statt der ursprünglich gelben Blinkergläser vorne und auf den Kotflügeln unterstreichen van Roijs Sinn für Ästhetik.
Im Kofferraum kommt ein Hauch von Yachtdesign durch: Der Boden ist mit Teakholz ausgeschlagen. Definitiv zu schade, um schnöde Bierkästen reinzufeuern.
Kaeve Cars sieht den Fiat Panda 4×4 Piccolo Lusso als Versuchsballon. „Mal schauen, wie groß das Interesse an Restomods ist“, sinniert Designer Niels von Roij. Möglich, dass seine zukünftigen Arbeiten nicht ganz so erschwinglich sein werden. Wenn man weiß, dass ein serienmäßiger, über 30 Jahre alter Fiat Panda 4×4 Sisley in vernünftigem Zustand inzwischen locker die 15.000-Euro-Grenze knackt, ist die doppelte Summe für die 2023er Edel-Variante fast schon ein Schnapper.
TEXT Christian Schön