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Benzin im Blut. Joe Biden ist ein echter Autofan

Noch haben die Gerichte nicht das letzte Wort gesprochen, doch der Demokrat Joe Biden scheint die US-Wahl für sich entschieden zu haben. Damit ist er am Ziel seiner politischen Ambitionen angelangt. Einen Wermutstropfen muss er allerdings verschmerzen: Als Präsident darf er nicht mehr selbst am Steuer Platz nehmen. Und das hatte ihm schon als Vizepräsident unter Barack Obama einst zu schaffen gemacht.

Bidens Leidenschaft für Automobile begann schon in seiner Kindheit. Sein Vater führte jahrelang die Geschäfte des größten Chevrolet-Händlers im US-Staat Delaware. So kam Biden übrigens zu seiner Corvette: Sein Vater bat ihn damals, rechtzeitig zur Hochzeit im August 1967 den 1965er Pontiac Tempest seiner zukünftigen Frau und seinen eigenen 1963er Chevy vorbeizubringen, um die Autos für das Fest aufzuhübschen. Als die beiden vier Tage später ihre Autos wieder abholen wollten, war die Überraschung groß: Sie konnten stattdessen ihr Hochzeitsgeschenk in Empfang nehmen – eine 1967er Corvette Stingray als Cabriolet, ausgerüstet mit einem 300 PS starken 5,4-Liter-V8 und Vier-Gang-Schaltgetriebe.

Biden besitzt den Roadster noch heute, und als er 2016 für die Serie „Jay Leno’s Garage“ am Steuer Platz nahm, ließ er es sich nicht nehmen, zwei dicke Streifen Gummi auf den Asphalt zu legen. Sein Kommentar: „Ich liebe es, Auto zu fahren. Und ich sollte das vielleicht nicht zugeben, aber ich mag Geschwindigkeit.“ Voll ausgefahren sei er das Auto früher, und als Jay Leno fragt, ob er die 160 Meilen (257 km/h) geschafft hätte, muss Biden grinsen: „Es hieß damals, sie liefen nur 245.“ Heute steht das Auto eher noch besser im Futter als früher, nachdem seine Söhne ihm vor Jahren eine komplette Motorüberholung spendiert haben.

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Joe und Jill Biden lassen sich auf der Automesse in Detroit von GM-Vizechef Mark Reuss (2.v.l.) und Chefingenieur Tadge Juechter die Corvette erklären

In einem Interview mit der Fachzeitschrift „Car and Driver“ verriet Biden im Jahre 2011 weitere Details seiner automobilen Karriere. Er habe einen 1951er Studebaker besessen, der wegen des Overdrive-Getriebes sehr viel schneller lief als es sich sein Vater ausmalte; außerdem ein knallrotes 1952er Plymouth-Cabriolet – „wahrscheinlich mein Lieblingsauto“ – und ein gebrauchter Mercedes-Benz 190 SL, „dessen Solex-Vergaser nie funktionierten“.

Nachdem sein Bruder ihn während seiner Vizepräsidentschaft auf Privatgelände seinen handgeschalteten Cadillac CTS-V fahren ließ, war die Sache für Biden klar: Ein Cadillac musste her, sobald er wieder fahren durfte. Der damalige Cadillac-Chef Johan De Nysschen, heute COO von Volkswagen North America, erinnert sich: „Biden kaufte sich einen ATS-V, nachdem seine Amtszeit als Vizepräsident vorüber war. Ich erinnere mich, wie sehr er sich darauf freute, wieder selbst ans Steuer zu dürfen. Im Gespräch war Biden sehr angenehm und bescheiden.“ Und er bewies Kennerschaft: Der 470 PS starke Cadillac ATS-V galt während seiner Bauzeit als Geheimtip im Segment der kompakten Hochleistungs-Sportlimousinen; schneller als die deutsche Konkurrenz war er auch.

Biden spricht sich heute dafür aus, die Situation für Elektroautos zu verbessern: Die Ladeinfrastruktur in den USA lässt stark zu wünschen übrig, die Marktanteile außerhalb Kaliforniens sind überschaubar. Verbots-Orgien, wie sie in Europa unter dem Label „Verkehrswende“ forciert werden, dürfte es unter der Regierung Biden allerdings nicht geben. Und somit dürfte sich in der US-amerikanischen Autolandschaft gar nicht so viel ändern. Außer für Biden selbst: Der größte Autofan, den es unter den Präsidenten je gab, muss nun wohl wieder das Lenkrad abgeben.

TEXT Jens Meiners, cen

LESENSWERT.
WALTER.