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Tarnkappenbomber. Fahrbericht Abt Audi RS6-R.

Der Allgäuer Tuner Abt hat sich den Audi RS6 Avant vorgenommen und ihn mit viel Karbonbauteilen, einem sportlich abgestimmten Fahrwerk und einer 140-PS-Leistungssteigerung versehen. Was bringt die Trimm-Dich Kur?

Dieses Auto hat schon im Stand etwas Respekteinflößendes. Wie ein automobiler Tarnkappenbomber kauert der Abt Audi RS6-R auf seinem Parkplatz, bereit jede Sekunde loszustürmen. Und wer schon einmal einen ABT Audi bewegt hat, weiß, dass dieses optische Versprechen auch gehalten wird.

Ein Blick auf das Datenblatt verrät uns, dass das auch hier der Fall ist: 544 kW / 740 PS und ein maximales Drehmoment von 920 Newtonmetern sind 103 kW / 140 PS sowie 120 Nm mehr als der Audi RS6-Avant. Diese Vitaminspritze gibt es aktuell nur in den Abt RS-R Modellen. Zunächst schauen wir uns diesen Audi RS6 Avant, Verzeihung den Abt RS6-R samt seinen Karbon-Anbauteilen etwas genauer an. Die Kohlefaserelemente findet man überall am Auto: An der Front, seitlich und natürlich auch hinten beim Spoiler sowie den Endschalldämpfern – Sichtkarbon glänzend heißt das im Abt-Katalog. Kommt auf alle Fälle nicht so krawallig rüber, wie die Veredelungen anderer Tuner. Im Interieur geht es weiter: Unter anderem sind der Automatikhebel und das Lenkrad aus dem Verbundstoff gefertigt und auf den Sportsitzen leuchtet einem das RS-R Logo entgegen.

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ABT RS6 R 18

Der Blick auf die Preisliste verrät: Der für das Abt Paket beträgt 69.900 Euro – obendrauf zum Audi RS6. Das macht dann laut Preisliste mindestens 205.900 Euro. Dass darin nicht nur Karbon enthalten ist, liegt auf der Hand. Natürlich soll der Stealth Bomber auch so fahren, wie er aussieht. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h und einer Sprintzeit von rund 3,2 Sekunden von null auf 100 km/h ist das allemal mal gewährleistet. Aber geradeausbolzen können viele. Gehen wir ins Detail: Der Turbolader ist größer und der Ladeluftkühler ist effizienter. Dass die Motorsteuerungssoftware angepasst wurde, versteht sich von selbst. „Wir achten darauf, dass der Drehmomentverlauf harmonisch ist“, erklärt der technische Leiter Armin Harlos. Dazu kommen unter anderem leichtere Felgen für weniger ungefederte Maßen, stärkere Stabilisatoren vorne und hinten und Gewindefahrwerksfedern. Klingt dynamisch.

Per Knopfdruck erwacht der aufgeladene Vierliter-Achtzylinder dumpf grollend zum Leben. Doch die Kraftmeierei geht zunächst ganz zivil vonstatten. Im Fahrprogramm Comfort lässt sich der Abt sehr entspannt bewegen, auch Bodenunebenheiten führen im Innenraum nicht zu Chaos. Dass auf Wunsch beziehungsweise Gaspedaltritt dennoch die Hölle losbricht, steht auf einem anderen Blatt. Denn dann verwandelt sich der sportliche Kombi in einen Asphalt Boden-Boden-Rakete und stürmt los, dass es einen gegen die Sitzpolster presst. Allerdings schnauft der aufgeladene Motor etwas durch, ehe es jenseits der 2.500 U/min so richtig vorangeht.

ABT RS6 R 15

Die digitale Spielwiese ist eins zu eins von Audi übernommen. Also schalten wir in den Dynamic-Modus, der genau das Gegenteil zu der anfangs gewählten Komfort-Einstellung darstellt. So sehr wir die offensichtliche Spreizung der Fahrmodi goutieren, hat der Spaß auf Autobahn schnell ein Ende. Die Karosserie ist ständig in Bewegung und das Fahrwerk reicht förmlich jeden Kieselstein und jede Bodenwelle an die Insassen weiter. Wer also nicht auf Rennstrecken auf Bestzeitenjagd geht, sollte diese Einstellung meiden. Vor allem weil man auch im Auto-Modus je nach Fahrerwunsch sportlich zur Sache geht. Die Lenkung hilft beim Carven, weniger die montierten Winterreifen.

Doch auch so zeigt die Abt-spezifische Abstimmung mit den dickeren Stabilisatoren, dass alles etwas direkter und unmittelbarer vonstattengeht. Der 2,93 Meter lange Radstand des Kombis lässt langgezogene Kurven fast schon zur Gerade werden, lediglich bei schnellen und engen Richtungsänderungen tut sich auch die Allgäuer Version des Power-Kombis etwas schwerer. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass der Abt Audi RS6-R einfach anders ist als ein konventioneller Audi RS6 Avant, aber anders. Der Allgäuer verschiebt das Fahrerlebnis etwas mehr in Richtung Sportlichkeit und untermauert dies mit dem optischen Auftritt, der etwas extrovertierter ist, als der des Audi RS6 Avant. Das dürfte auch auf den Fahrer zutreffen. Wer einen will, sollte sich sputen, denn es werden nur 125 Stück gebaut.

TEXT Wolfgang Gomoll; press-inform

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