Die rechte Umgebung für das Lebenszeichen vergangener Trendmobile hätte man sich wohl etwas imposanter vorgestellt. Doch eher ganz im Kleinen feierte der VW ID3 GTX Fire & Ice beim alljährlichen ID-Treffen am Lago Maggiore jüngst eine Weltpremiere.
Beim Lack des sportlichen Elektromodells – im changierenden Lila in drei Schichten nebst Glasperleneffekt aufgetragen – dürfte vielen Mittfünfzigern das Herz aufgegangen sein. Der ID3 GTX Fire & Ice ist bislang nur ein Einzelstück; erinnert innen wie außen jedoch an eines der begehrtesten Golf-Modelle aller Zeiten, den VW Golf II Fire & Ice. In den frühen 1990er Jahren eine fahrende Legende der Kompaktklasse, die selbst GTI-Fahrer ausstach und durch den Einfluss des sportlichen Luxuslabels Bogner eine Exklusivität ins Massenmodell Golf II brachte, das bis heute seinesgleichen sucht.
„Mit dem ID3 GTX Fire & Ice unterstreichen wir, wie hochemotional unser sportliches Topmodell ist“, sagt VW-Designchef Andreas Mindt. „Unser Design-Team hatte unfassbaren Spaß, das kultige 90er Design neu zu interpretieren und somit weiterzuentwickeln.“
Hört sich etwas wie das Pfeifen im Walde an, denn der ID3 war bisher weder Erfolgsmodell noch Imageträger der Wolfsburger. Doch auch wenn die Sitze das Bogner-Logo mit Reißverschlüssen schamhaft verstecken und das coole Signet an der C-Säule fehlt, ist der speziell angefertigte VW ID3 GTX mit seinen 326 PS und immerhin 200 km/h Spitzentempo eine Schau.
Doch dann muss er auch als Kleinserie Realität werden und darf kein Locarno-Einzelstück vom Lago Maggiore bleiben. Denn die Editionsmodelle aus Wolfsburg haben gerade bei Polo und Golf eine Tradition, die dem Autobauer aus Niedersachsen als Ausrufezeichen derzeit mehr als gut zu Gesicht stehen würde.
Gerade der Golf als europaweiter Bestseller hat sich mit seinen höchst unterschiedlichen Sondermodellen als rollende Marketingmaßnahme – speziell in den 1980er und 1990er Jahren – zahlreiche rollende Denkmale gesetzt, auf denen die ID-Familie nunmehr aufbauen könnte.
Waren Editionen wie Manhattan oder Madison beim Golf II eher für breite Masse, hatte der Pirelli-Golf schon 1983 die GTI-Fans begeistert. Echten Luxus und wahre Exklusivität brachten Versionen wie der Golf II Fire & Ice oder der besonders spektakuläre VW Golf II G60 Limited mit Allradantrieb, 210 PS und keinem Doppelscheinwerfergrill.
Cabriofans erfreuten sich jahrelang am Sondermodell Quartett, feierten das elektrische Stoffdach des Acapulco, den schwarz oder rotfarbenen Sportline und träumten doch alle nur von Editionen wie Etienne Aigner oder dem Classic Line mit beheizten Ledersitzen, elektrischen Fensterhebern, Sportsitzen, Radio Gamma und exklusiven Metallic-Lacken.
Die Neuauflage der Classic Line im Golf IV Cabrio erlangte bei weitem nicht mehr den einstigen Kultstatus, wie die neueren Cabriomodelle nie an das beliebte Erdbeerkörbchen, von 1979 bis 1993 gebaut, heranreichen konnten.
Doch Sondermodelle gab es auch beim kleineren Polo; mal als unspektakulärer Joker, mal als exklusives Colour Concept mit kräftig-farbenen Ledersitzen und entsprechendem Lack außen – sogar als Kombi. Vom Polo II machte insbesondere das kantige Einstiegsmodell des Fox von sich reden, der in den Mitt-1980er Jahren sogar in Pastelltönen von sich reden machte.
TEXT Stefan Grundhoff