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Lamborghini: Good bye V10.

Rund 15 Jahre hat er das Lamborghini-Portfolio dominiert und sich dabei selbst gegen die imposanten Zwölfzylinder von Murcielago und Aventador in Szene setzen können. Doch im nächsten Jahr ist es vorbei mit der Herrlichkeit des Zehnzylinders, der Gallardo und Huracan so charismatisch beatmete. Zeit zurückzublicken.

Vor 60 Jahren begann die Rivalität von Ferrucio Lamborghini mit seinem ungleichen Sportwagennachbarn Enzo Ferrari, von dem er sich Anfang der 1960er Jahre nicht respektiert fühlte. Ferrucio stammte aus einer Familie, die ihr Vermögen in der Landwirtschaft und in der Produktion von Traktoren gemacht hatte, weshalb er das Ziel von Späßen des Commendatore war, als dieser sich über einen von ihm gekauften Ferrari beschwerte.

Das Jahr 2023 markiert aber einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Marke mit dem rasenden Stier: Es ist der Zeitpunkt, in dem der Urus SUV, der derzeit zwei Drittel des weltweiten Jahresumsatzes von Lamborghini ausmacht, zum meistverkauften Lamborghini aller Zeiten wurde. Und das im letzten vollen Produktionsjahr des Huracan, der seit der Gallardo-Ablösung im Jahre 2014 bisher an mehr als 24.000 Kunden ausgeliefert wurde. Alles deutet darauf hin, dass 2023 zum ersten Mal in der Geschichte der Marke aus Sant’Agata Bolognese die 10.000-Fahrzeug-Verkaufsmarke geknackt wird. Ein neuer Rekord.

Lamborghini Huracan Familie 2

Das ist es gewesen mit dem Zehnzylinder. Im kommenden Jahr, wenn der Huracan-Nachfolger auf einen V8-Turbomotor mir Elektrounterstützung umsteigt, wird der charismatische 5,2-Liter-Saugmotor aus dem leistungsstarken Portfolio der Norditaliener verschwinden. Noch einmal wollen wir das V10-Triebwerk in seinen höchst unterschiedlichen Sportwagenausführungen zelebrieren. Dazu stehen vor mir die vier sehenswerten Musketiere.

Lamborghini Huracan Familie 18

Ein blauer Evo Spyder, der dazu einlädt, das Cabriodach herunterzulassen und ungefiltert die mediterrane Brise an der Costa Smeralda zu genießen. Angetrieben vom 640 PS starken V10-Kraftwerk, dezent unterstützt von Dreingaben wie Hinterachslenkung und Torque Vectoring. Daneben parkt der aggressive STO in der bordeaux-farbenen Lackierung des FC Barcelona, ein Rennwagen mit Straßenzulassung, der die gleiche Leistung wie der Evo offeriert, aber deutlich weniger auf den Rippen hat und nicht zuletzt mit seiner Aerodynamik beglücken will.

Lamborghini Huracan Familie 1

Die Leistung wird allein über die Hinterachse übertragen, während Hochleistungsbremsen für ein Happy End sorgen. Wer er einen Hauch zahmer mag, der dürfte sich voller Überzeugung für die noch junge Tecnica-Version des Huracan entscheiden, die auf Straße und Rennstrecke gleichermaßen verzücken will. Noch wilder, weil schärfer, der Sterrato im mutigen Farbton Arancio Xanto, der zeigt, dass man mit einem Lamborghini auch abseits befestigter Straßen seine helle Freude haben kann.

Alle vier Huracan bieten nennenswerte Unterschiede in ihren Fahrmodi, die über einen Taster unten am Lenkrad angewählt werden können. Evo und Tecnica verfügen über die Modi Strada, Sport und Corsa für intensivste Momente, idealerweise auf der Rennstrecke. Beim STO kann man zwischen den Modi STO, Trofeo und Pioggia – italienisch für Regen – wählen, der das Drehmoment bei nassem Asphalt besser kontrolliert. Schließlich fügt der Sterrato den ersten beiden Modi von Evo und Tecnica einen Rallye-Modus hinzu, der der Stabilitätskontrolle und den Bremssystemen eine längere Leine lässt, um Spaß wie ein Rallyepilot zu haben.

Lamborghini Huracan Familie 4

Optisch heben sich Huracan STO und Sterrato mit ihren aerodynamischen Feinheiten am auffälligsten vom Rest der Lambo-Bande ab. Beim STO sind diese über Kohlefaserkarosserie, Magnesiumräder und eine bedrohliche Akrapovic-Auspuffanlage verteilt. Beim Sterrato fallen der Unterbodenschutz aus Aluminium, die mächtigen Seitenschweller, sowie der Heckdiffusor mit seinem rustikalen Flair und ausgestellte Radkästen auf. Im Innenraum jedes dieser vier Huracans herrscht wahrhaftes Düsenjet-Ambiente, das durch Veredelungen in schwarzem Alcantara und Karbon, sechseckige Formen, konturierte Sportsitze und den zentralen Digitalbildschirm gekonnt in Szene gesetzt wird.

Lamborghini Huracan Familie 14

Nachdem ich den dramatischen und fast sinnlich-roten Metallrahmen hochgeklappt habe, sitze ich hinter dem Steuer des Tecnica und bin bereit, den Startknopf zu drücken. Die Vorfreude ist mit jener vergleichbar, die Indiana Jones erlebte, als er kurz davor war, seine Hände in den Heiligen Gral zu stecken. Der Motor startet und der Klang ist von der ersten Sekunde an atemberaubend. Das schrille Brüllen des V10 explodiert und auf einen Schlag sind alle Sinne hellwach. Die Hinterradlenkung macht Einparken und Manövrieren in der Stadt problemlos und bei der Fahrt senkt sich die Front des Wagens automatisch ab, wenn die Tempo-75-Marke vorbeizischt. 

Lamborghini Huracan Familie 3

Lust auf etwas mehr Adrenalin? Erst einmal aus der Innenstart heraus, nimmt der Verkehr ab und die Fahrfreude gleichermaßen zu. Im zugeschalteten Sport-Modus erhöhen sich Dezibel und Dramatik, während Motor- und Getriebe-Mapping nunmehr zeigen können, zu was sie imstand sind. Nachteil: die Unebenheiten der Fahrbahn finden mit schneller werdender Gangart spürbar den Weg in den Innenraum des brüllenden Doppelsitzers, während Lenkpräzision und Bremsen in stoischer Ruhe verharren, da ich versuche, die Kurven immer zielsicherer anzuvisieren.

Noch höher kochen die Emotionen im STO. Die Gewichtsverteilung begünstigt das Heck und der monströse Heckflügel, in drei Positionen verstellbar, sorgt dafür, dass die geballten 640 PS filigran auf den Boden gebannt werden als der Drehzahlmesser den Saugmotor in oberen Oktaven erklingen lässt. In seiner höchsten Position kann das Leitwerk 53 Prozent mehr Abtrieb erzeugen und das Auto bei einer Geschwindigkeit von 280 km/h mit einer Kraft von 420 Kilogramm nach unten drücken. In den unteren Positionen lassen 324 Kilogramm Abtrieb den Super Trofeo Omologata buchstäblich am den Boden kleben.

Lamborghini Huracan Familie 10

Ganz anders die abschließende Fahrt im rustikalen Sterrato – ein Auto, nachdem niemand gefragt hat, es aber scheinbar jeder besitzen will. Abgesehen vom ähnlich positionierten Konzernbruder Porsche 911 Dakar ist es anders als alles, was es sonst so auf der Straße gibt. Allein das macht den hochgestellten Boliden mit einem Preis von rund 300.000 Euro für die Fans so begehrenswert.

Niemanden dürfte es daher stören, dass im hochbeinigen Boliden ein paar Pferde weniger hinter der Fahrgastzelle trampeln und bei Tempo 260 Schluss ist, während seine Brüder weit über 300 km/h schnell sind. Doch einmal mehr macht nicht zuletzt der Klang die Musik und die ist Dank des spektakulären Zehnzylinders auch im Sterrato einfach nur betörend.

Auf Wiedersehen Huracan. Auf Wiedersehen V10. Wir werden Euch beide sehr vermissen.

TEXT Joaquim Oliveira

LESENSWERT.
WALTER.