Ein Sportwagen ohne V10 und dann noch mit Elektropower – einige Fans des Autobauers aus Santa Agata befürchteten bereits den Untergang des norditalienischen Abendlandes. Doch beim Anblick des neuen Lamborghini Temerario sind alle Sorgen verflogen. Denn der 4,71 Meter lange Temerario präsentiert sich aus einem Guss, wie es bisher kaum ein Sportwagen von Lamborghini getan hat.
Keine polarisierende Front oder ein mit Auspuffendrohren zerklüftetes Heck – dieser Lambo ist eine wahre Schönheit. Zeitgleich lässt einen das Antriebspaket träumen, denn das vier Liter große V8-Triebwerk mit doppelter Turboaufladung katapultiert sich durch drei zusätzliche Elektromotoren in Leistungsregionen eines Supersportwagens und klopft sogar an die Tür des großen Revuelto.
Das Aggregat mit der internen Bezeichnung L411 leistet durch die Turboaufladung 800 PS und ein maximales Drehmoment von 700 Nm, die zwischen 4.000 und 7.000 U/min anliegen. Der erste Elektromotor, zwischen Verbrenner und achtstufigem Doppelkupplungsgetriebe verbaut, sorgt für ein besonders schnelles Ansprechen und übertüncht ein etwaig auftretendes Turboloch.
Lamborghini Temerario: 0-100 in 2,7 Sekunden
Zwei weitere Elektromotoren (Axialstrom mit Ölkühlung, 15,5 kg schwer) mit jeweils 110 kW (150 PS) Maximalleistung treiben bei Bedarf die beiden Vorderräder an. Ihre Dauerleistung von 60 Kilowatt sorgt dafür, dass sich die Gesamtleistung des italienischen Plug-in-Hybriden auf 676 kW (920 PS) erhöht. Aus dem Stand es geht es für den Sportwagen in 2,7 Sekunden auf Tempo 100 und das Spitzentempo liegt über 340 km/h.
Die Elektromotoren werden aus einem gerade einmal 15 x 3 cm großen Batteriepaket gespeist, das mit seiner Kapazität von 3,8 kWh auch per Stecker nachgeladen werden kann – jedoch nur bis sieben Kilowatt. Versteckt ist es die übergroße Zigarettenschachtel im Mitteltunnel. Während der Fahrt lässt sich der Akku beim regenerativen Bremsen über die Vorderräder oder direkt über den V8-Motor in sechs Minuten wieder mit Energie füllen. Der Temerario kann in den verschiedenen Fahrmodi Citta, Strada, Sport und Corsa bewegt werden – auf Wunsch sogar emissionsfrei und nahezu geräuschlos.
Lamborghini Temerario: Spezielles Leichtbau-Paket
Neben echten Rennsportgefühlen will der neue Sportwagen jedoch auch jene Kunden locken, die bisher eher zu einem Porsche 911 Turbo neigten. So bietet der Temerario auf Wunsch klimatisierte Ledersitze und drei Displays, eines mit Informationsgehalt für den Beifahrer. Mehr Freiheit für Beine, Kopf und Schulter sollen den Aufenthaltswert auf und abseits von Rennstrecken und Autobahnen nennenswert erhöhen. Auf Wunsch ist der neue Lamborghini Temerario speziell für Rennstreckeneinsätze auch mit Schalensitzen, Sportreifen und einem Leichtbau-Paket verfügbar, welches das Leergewicht von rund 1,8 Tonnen um 25 Kilogramm reduziert.
TEXT Stefan Grundhoff