0,00 €

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 €

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Zimmer mit Aussicht. Ameron Hotel Motorworld.

Mit dem Auto oder Motorrad ins Hotelzimmer. Tür auf und rein. Was normalerweise bei einem Portier Herzkammerflimmern und Stirnschweiß (kalt) auslösen würde, ist im Ameron Hotel in der Münchener Motorworld sogar gern gesehen. Na dann, gute Nacht!

Hopperla, da war ich wohl kurz eingenickt. Was fast schade ist, in diesem einmaligen Hotel. Ein Hotel, in dem man nicht schlafen will, kennt ja jeder. Normalerweise steht es in einem Ort, in dem sowohl die Telefonnummern als auch die Nummerierungen der Kreisstraßen vierstellig sind. Sie heißen meist Garni und sind gar nie schön.

Das Eichenfurnierbett knarzt seit 1981, der Teppichboden ist leicht klebrig und gibt in abgedunkelter Schweißfußeinfärbung die Laufwege vor, der 40-Watt-Fön hechelt Dir eine Sascha-Hehn-Frisur auf den Kopf, die Fernbedienung mit der immer leeren Batterie ist größer als der 20 Zentimeter dicke LCD-Fernseher mit Krankenhausschwenkarm und dem schräg nach unten verlegten Kabel über die halbe Wand, die Vorhänge milben vor sich hin und es ist im Sommer affenwarm und im Winter lungenentzündungskalt. Und bevor du gern wieder gehst, geben dir der angedunkelte Rand der Billigstfleisch-Mortadellascheiben und der viermal verdünnte Orangennektar noch finale Grüße auf den Weg ins Nimmerwiedersehen. Da schläft man nicht gern. Aber eben doch früh, damit das Elend schnell vorüber ist.

Und dann gibt es Hotels wie das Ameron. Wo man allerdings auch nicht schlafen möchte. Aber aus anderen Gründen. Guten Gründen. Eins steht früh fest: eine Nacht dort ist zu wenig. Punkt. Man würde etwas verpassen. Es nicht genug genießen. Man muss schließlich ein Buch lesen (natürlich ein ganzes), auf der Vintage-Designerliege, weil man nie bequemer gelegen hat. Man muss immer wieder ins Bad, weil man kaum glauben kann, dass jemand für die Öffentlichkeit Fliesen, Schalter, Steckdosen, Keramik, Duschköpfe, Wasserhähne und Farben so geschmackssicher zusammengestellt hat, als wäre es für den wichtigsten Wettbewerb der berühmtesten Raumausstatter eigens kuratiert worden.

Überhaupt ist die gesamte Zusammenstellung von Bett, Wandfarben, Lampen, Technik, Materialien (Beton, Leder, Holz, Glas, Keramik) ein einziges inneres „Warumistmirdasnichteingefallenbeimirzuhause“. Das größte Kompliment an ein Hotelzimmer: schöner als daheim!

Und da waren wir ja nur bei den Basics. Wir haben noch kein Wort über die beiden wirklichen Highlights verloren. Highlight 1: Die Zimmer mit eigener Einfahrt für Auto oder Motorrad. Man fährt wirklich von außen durch große Glasflügeltüren in sein Zimmer. Mit seinem eigenen Fahrzeug. Glastüren von außen, dann kommt der Garagenplatz, und wieder Glastüren von innen, damit man nachts nicht im Benzinkoma verendet.

hotelmotorworld 8066

Wer wie ich mit einem drei Meter hohen und sechs Meter langen Camper anreist (ja, auch das Redaktions-Fliewatüüt ist mal fehl am Platz), für den stellt das Hotel gern ein Schätzchen aus der Motorworld ins Zimmer, damit man nicht sich nicht einsam in den Schlaf weinen muss. Ein schönes Horex-Gespann hatte Marketing-Direktorin Sonia Sanmartin für mich bereitgestellt (und ja, man achtet im Ameron auch auf den Klang der Mitarbeiternamen). Und das war schon schön anzusehen, auch wenn es natürlich eher einem Möbel gleichkommt. Aber wenn man sich vorstellt, es sei das eigene Bike, welches man aus dem Bett bewundern kann … das erlebt man doch sonst höchstens, wenn man zu Hause patzig war und in der klammen Garage auf der Luma schlafen muss.

Man hat besser eine Hose an

Kommen wir zum zweiten Highlight des Zimmers. Während man auf der einen Seite des Raums mit dem eigenen Gefährt Einlass findet, so gibt es am anderen Ende des Zimmers eine zweite Tür. Die ich ehrlich gesagt erst gar nicht beachtet hatte. Aber dann macht man sie ja doch mal auf. Und hat besser eine Hose an. Denn diese eigentliche Zimmertür führt mitten ins Getümmel der Motorworld. Mittenrein? Mittenrein!

Das Hotel ist mit seinen 153 Zimmern kein klassisches, abgeschottetes Gebäude, sondern großflächig auf den 75.000 Quadratmetern der Motorworld verteilt. Und die Autound Motorrad-Studios haben eben eine eigene Tür im Erdgeschoss zu all den Läden und Besuchern. Auch der schöne Spa-Bereich oder die Konferenzräume (alle sind thematisch und optisch berühmten deutschen Motorsportlern gewidmet wie Stuck, Poldi von Bayern oder natürlich auch diesem Röhrl). Alles wunderbar integriert, so dass man statt peinlichen Kopfsenkungsbegegnungen auf engen Hotelfluren bei jedem Weg was zu gucken hat.

Das heißt natürlich, dass man auch nachts alleine durch die Gänge stromern kann. Wenn man denn beim Pyjamakauf ein bisschen auf sich geachtet hat und nicht das Frottee-Modell „Günter“ bei Lidl zu Zweineununddreißig für ausreichend hielt.

Meine Highlights der Motorworld-Angebote: die Formel-1-Simulatoren von Racing Unleashed am obersten hintersten Ende des Gebäudes. Modernste Technik, Carbonschalen und Fünfpunktgurte in realen F1-Cockpits, in denen mehrere Leute gleichzeitig gegeneinander antreten können. Allein das ist schon ein Grund, für eine Kumpelstour dorthin. Der Carrera-Shop mit Rennbahn ist seeeehr fein, aber auch die offene McLaren-Werkstatt, die guten Oldtimerund Supersportwagenhändler (25 Automarken sind vertreten) und nicht zuletzt der Hutladen. Ja, der Hutladen. Natürlich gleich einen gekauft. Ich Opfer.

Boliden-Zimmer frühzeitig reservieren

Top-Essen gibt es an jeder Ecke, besonders fein in der hoteleigenen Trattoria „Bacio della Mamma“, drin wie draußen. Parkplätze ohne Ende, zum Glück nicht nur in der Tiefgarage, sondern auch draußen für Hochhausfahrer wie mich. Auch wenn es hier um das Hotel geht: gerade für Camperpiloten ist das auch eine nette Zwischen-Übernachtung. Nicht teurer als ein Stellplatz, dafür aber doch mit deutlich mehr Angebot als nur einem Parkplatz wie sonst und dem Hinweis, dass die historische Altstadt von Bummsdorf in 72 Minuten bequem zu Fuß zu erreichen wäre.

Wer mal mit dem Boliden im Ameron-Hotel einfahren möchte, sollte allerdings im Kalender ein paar Seiten weiter blättern: die Motorrad- und Auto-Studios sind beliebt und meist wochenlang im Voraus ausgebucht. Aber ihr müsst die Fahrzeuge eh erstmal zum Aufbereiter bringen und nochmal die Gepäcksituation neu ordnen. Da werden mir keine wirren Plastiktüten aus dem Kofferraum geholt! Wenn sich das Hotel eine solche Mühe gibt, dann macht Ihr das gefälligst auch!

Nachti!

TEXT & FOTOS Thomas Senn

LESENSWERT.
WALTER.