Zunächst einmal gibt es bereits einen Audi Q6, jedoch hat das chinesische Modell kaum etwas mit dem Modell gemein, das ab Ende 2023 / Anfang 2024 zunächst Europa und die USA erobern soll. Bei der Designsprache kann man sich bereits an der seriennahen Konzeptstudie des Audi A6 E-Tron orientieren, der 2021 als Limousine und 2022 als Kombiversion als 476 PS starker Allradler gezeigt wurde.
An sich sollte der Audi Q6 Etron in diesen Monaten auf den Markt kommen und der neue Porsche Macan, dann rein elektrisch, ebenfalls in den Startlöchern stehen. Doch der Start des dynamischen Duos verzögert sich, denn beide Modelle sind auf der neuen Konzernplattform PPE – Premium Platform Electric – unterwegs, für die noch einiges zu tun gibt.
„Wir entwickeln die PPE gemeinsam auf Augenhöhe“, erklärt Dominik Hartmann, der beim Porsche Macan am Fahrwerk tüftelt. Wie schon bei Audi Etron GT und Porsche Taycan gibt es einen Gleichklang – dabei wird der Ingolstädter das etwas gemäßigtere Luxusmodell, während der Porsche Macan für Sportlichkeit stehen soll.
Beide Modelle werden mit Akkupaketen mit einer Größe von rund 100 kWh unterwegs sein, die mit prismatischen Zellen bestückt ist. Audi setzt diese neue Technik erstmals mit der Aufwertung des Etron zum Q8 Etron ein. Geladen werden kann mit der schnellen 800-Volt-Technik, die maximal 270 kW ermöglicht. In weniger als einer halben Stunde soll das Akkupaket im Unterboden des Elektro-SUV von fünf auf 80 Prozent erstarken. Während der elektrische Porsche Macan der kommenden Generation als obligatorischer Allradler bis zu 450 kW / 612 PS / 1.000 Nm stark sein soll, dürfte das Topmodell des Audi Q6 E-Tron etwas weniger Leistung bieten, um auch preislich unter dem Macan bleiben zu können.
Besonders edel soll sich beim rund fünf Meter langen Audi Q6 E-Tron, wohl unverändert als normaler Crossover und Coupéveriante namens Sportback im Angebot, der Innenraum präsentieren. Der Q6 bleibt dabei ein reiner Fünfsitzer und verzichtet wie der Macan auf eine dritte Sitzreihe. Eine Luftfederung ist gesetzt und eine Hinterachslenkung gibt zumindest die Plattform her, sodass diese auch nicht nur in der geplanten Version des Audi Q6 RS kommen dürfte.
Wichtiger denn je, dass sic h Audi Q6 Etron und Porsche Macan nicht nur beim Design unterscheiden. Dass das bestens klappen kann, zeigen die ungleichen Zwillingsbrüder Porsche Taycan und der Audi Etron GT, die beide die J1-Architektur nutzen. Porsche hat den Schleier der neuen PPE-Architektur schon früher gelüftet. Wenn man das Selbstverständnis der beiden Marken im Hinterkopf behält, lassen sich sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede herausarbeiten.
Die 100 kWh-Stunden Batterie, die mit prismatischen Zellen bestückt ist, ist für beide Fahrzeuge gesetzt. Nicht umsonst verwendet Audi seit der Modellpflege des Q8 Etron diese Energiespeicher. Auch die 800-Volt-Technik, die schnelles Laden ermöglicht, ist fester Bestandteil der Akkutechnik. So soll Stromtanken mit mehr als 270 kW, die der Etron GT ebenso wie der Taycan aktuell bietet, möglich sein. Eine spannende Innovation ist das Bankladen. Wenn die Ladestation nur 400 Volt Technik anbietet, wird ein Hochvoltschalter umgelegt und die Batterie quasi in zwei 400-Volt-Akkus geteilt, die dann besonders schnell geladen werden können, denn nicht immer bringen weniger Tankstopps den Stromer auch schneller ans Ziel.
Mit dem neuen Q6 Etron will Audi in die größte Modelloffensive ihrer Geschichte starten. Bis zum Jahre 2025 wollen die Ingolstädter mehr als 20 neue Modelle vorstellen – über die Hälfte davon elektrisch. Audi-CEO Markus Duesmann:„Die zukünftige Baureihe Audi Q6 Etron ist die erste auf Basis der neuen Premium Platform Electric. Damit kommt E-Mobilität zum ersten Mal aus Ingolstadt. Der Absatz bei den rein elektrischen Modellen ist im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um 44 Prozent gestiegen.“
TEXT Patrick Solberg