Am kommenden Sonntag ist es wieder so weit: Dann steigt im hochmodernen SoFi-Stadium in Los Angeles die 56. Auflage des Endspiels der American Football Liga NFL, in dem sich die Los Angeles Rams und die Cincinnati Bengals gegenüberstehen, schalten wieder rund 100 Millionen Amerikaner und etwa 800 Millionen Menschen weltweit den Fernseher ein und verfolgen das Spektakel. Eine solche Bühne mit einer derartigen Werbewirksamkeit gibt es nur selten, da greifen die Big Player beherzt zu und schalten Werbespots, die während des Spiels ausgestrahlt werden.
“Olympiade der Werbung”
Der Sendeplatz für einen 30-Sekunden-Clip kostet 6,5 Millionen Dollar, für eine Minute sind es dann wohl elf Millionen Dollar. Da verwundert es nicht, dass das Who-is-Who der weltweiten Marken einen Spot schaltet und Stars wie Gwyneth Paltrow verpflichtet: Budweiser, UberEats und natürlich auch Automobilbauer nutzen die Chance, sich im Glanz der harten Männer, die das Leder-Ei jagen, zu sonnen. Dieses Jahr haben unter anderem Toyota, GM, Kia und BMW einen Werbefilm produziert. „Der Super Bowl ist die Olympiade der Werbung“, sagt Dr. Jens Thiemer, Kunden- und Markenchef bei BMW.
Viele Firmen machen ein großes Geheimnis aus dem Spot und lüften dieses erst am Tag der Ausstrahlung. Manche verraten immerhin den Inhalt des Clips und steigern die Spannung mit sogenannten „Teasern“. Kia präsentiert das Elektromobil EV6 mit einem Spot, der den Titel „Robo Dog“ trägt. Wie der Titel schon suggeriert, geht es um einen einsamen Roboter-Welpen, der traurig zuschaut, wie ein echter Hund von seinem Herrchen gestreichelt wird. Als er sieht, wie ein Kia EV6 geladen wird, erkennt der Robo-Hund seine Chance und jagt dem Elektrowagen hinterher. Nachdem er mehrere Hindernisse überwindet, geht seine Energie langsam zu Neige und er setzt alle auf eine Karte, indem er von einem Hausdach durch das offene Schiebedach in das Auto springt. Der Stunt gelingt und der mutige Welpe wacht auf, während er mithilfe der Kia-internen-Steckdose geladen wird.
BMW greift in das oberste Hollywood-Regal und hat den „Terminator“ Arnold Schwarzenegger und die Schauspielerin Salma Hayek verpflichtet. Der dritte Star ist der BMW iX und der Münchner Autobauer nutzt die griechische Sagenwelt, um mit dem Göttervater Zeus (Schwarzenegger) und seiner Frau Hera (Hayek), die noch von dem Meeresgott Poseidon (Ralf Möller) unterstützt werden, um eine Geschichte zu erzählen, in der der Gott mit seinem Rentner-Dasein in Palm Springs hadert und von seiner Frau einen BMW iX geschenkt bekommt, der dem blitzeschleudernden Über-Gott den Spaß am Leben zurückbringt. Kleines Schmankerl: Am Ende des Films singen Zeus und Hera Eddy Grants Hit „Electric Avenue“, während der Göttervater seine Blitze dazu nutzt, um bei der Fahrt mit dem BMW iX die Ampeln auf Grün zu schalten. Das Witzige ist, dass dieser Song schon beim letzten Super-Bowl-Spot vor sieben Jahren gespielt worden ist. Damals stand der BMW i3 im Mittelpunkt.
So einen Film schüttelt man nicht so einfach aus dem Ärmel. Schon vor zwei Jahren begannen die ersten Gedankenspiele, um so einen Clip zu machen. Damit ist man keinesfalls zu früh dran, denn der Verkauf der Slots, also des Zeitpunkts, zu denen der Werbespot gesendet wird, beginnt schon 24 Monate vor dem Endspiel. Das Motto lautet: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ohne zu wissen, welche Mannschaften im Super-Bowl-Finale stehen. Deswegen sind die Slots zu Beginn des Spiels eine sichere Bank, weil es durchaus möglich ist, dass Zuschauer in der zweiten Halbzeit abschalten, wenn das Duell eine eindeutige Angelegenheit ist.
Wenn man schon um die 20 Millionen Dollar in die Hand nimmt, die so ein Star-Spot insgesamt kostet, ist das Beste für BMW nur gut genug, also engagierten die Münchner die Agentur Goodby Silverstein & Partners, die schon mehr als 60 Super-Bowl-Spots produziert hat, und heuerten mit dem Regisseur Bryan Buckley einen absoluten Experten für solche Werbespots, denn der zweifache Oscar-Nominierte ist der Mann mit den besten Ergebnissen in der Rangliste der Super-Bowl-Werbespots, die immer nach dem Finale veröffentlicht werden. „Für uns ist vor allem die virale Kraft interessant, die so ein Spot entwickeln kann“, verdeutlicht Jens Thiemer die Motivation des Autobauers.
Die Entwicklung des Clips dauerte etwa ein Jahr. Es war auch einiges an Überzeugungsarbeit nötig. „Einen Arnold Schwarzenegger bekommt man nicht mit Geld, den muss man überzeugen“, erklärt Jens Thiemer. Das ist gelungen, also hat man für Zeus die Wunschbesetzung gefunden. Allerdings wollen solche Stars dann auch beim Drehbuch mitreden, wenn es in die heiße Phase bei der Umsetzung geht. „Die letzten sechs Monate waren dann absolutes Power-Play“, sagt Jens Thiemer. Gedreht wurde an zwei Tagen im Großraum Los Angeles. Das Ergebnis gibt es am 14. Februar zu bewundern.
Wolfgang Gomoll; press-inform