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Renault 5 Turbo Cup. Röhrl und Bellof mittendrin.

Da ging den Zuschauern bei jedem Rennen das Herz auf. Wenn die verwegenen Typen des Renault 5 Turbo-Europacups zu ihren Nationen-Prestigeduellen antraten, gab’s Action in Hülle und Fülle. Vier Jahre lang, von der Premiere im April 1981 in Hockenheim bis zum allerletzten Rennen 1984 im südfranzösischen Le Castellet, wurde gerauft, gerempelt und getrickst, was das Zeug hielt. Rainer Braun, selbst als Sprecher und Presse-Vertreter oft genug staunender Augen- und Ohrenzeuge vor Ort, blickt auf eine wüste Rennserie zurück, deren wilde Kampfhandlungen und Schummeleien es selbst in abgemilderter Form nie mehr geben wird.

Hockenheim, 5. April 1981. Der Europacup-Start des neuen Renault 5 Turbo 2 mit 170 PS, Mittelmotor und Heckantrieb ist natürlich in diesem Jahr der Knaller schlechthin. Organisation und Handling der neuen Europa-Serie liegen im Verantwortungsbereich von „Renault Promotion Sportive“ in Paris mit dem altgedienten Sportleiter Jacques Ferret an der Spitze. Die sportive Crew von Renault Deutschland ist lediglich Gastgeber für jene Euro-Rennen, die auf deutschem Boden stattfinden. Dies wird mit den anderen Nationen und deren Gastgeberrolle genauso gehandhabt.

Walter Renault Cup 1981 in Hockenheim

Annähernd 40 der kleinen, pausbäckigen Turbo-Kraftpakete mit Piloten aus acht Nationen kommen zum ersten von zwölf Rennen nach Hockenheim. Sieben Jahre nach der turbulenten Jungfernfahrt des Renault 5-Pokals am 7. April 1974 erlebt das brechend volle Motodrom fast auf den Tag genau am 5. April 1981 die zweite große Renault-Premiere. Mit insgesamt zwölf mutigen Piloten ist Deutschland in dieser faszinierenden Power-Rennserie bestens vertreten. Dafür gibt es gleich im ersten Jahr auch drei Eurorennen in Deutschland, zweimal Hockenheim, einmal Nürburgring-Nordschleife. Wolfgang Schütz und Peter Oberndorfer sind die Leitwölfe aus nationaler Sicht, und selbst Top-Stars wie Walter Röhrl oder Harald Ertl lassen sich zu Gaststarts überreden.

Auftritt Walter Röhrl

Noch bevor es überhaupt losgeht, sorgt Rallye-Weltmeister Röhrl auch gleich für große Aufregung. „Wo geht’s denn hier zum Vorstart“, fragt der Lange vor verschlossenem Eisentor verzweifelt einen Offiziellen, während das imposante Feld von 40 breitbeinigen Turbo-Fünfern sich gerade zur Aufwärmrunde bereit macht. Der Ordner bleibt hart, das Tor zu und Publikumsliebling Röhrl draußen. Zunächst. Denn das Rennvolk im ausverkauften Motodrom macht jetzt einen derartigen Rabbatz auf den Tribünen, dass dem Rennleiter nichts anderes übrigbleibt, als nachzugeben und das Tor nochmal öffnen zu lassen. 

Röhrl darf, als alle fliegend gestartet sind, dem Feld hinterhereilen und das Beste aus der für ihn blöden Situation machen. Was er auch tut: Während der junge Holländer Boy Hayje das Eröffnungsrennen nach grandioser Windschattenschlacht hauchdünn vor Schütz und „Obi“ Oberndorfer gewinnt, wühlt sich Röhrl „mit Mordswut im Bauch“ noch bis auf Platz 13 nach vorn und kriegt dafür Sonderapplaus.

Roehhrl vor Schuetz R5 Turbo 1981 auf der Nordschleife

Station Nr. 2 ist die Nordschleife, wo das Prestige-Duell der beiden Rallye-Stars Röhrl und Ragnotti einen besonderen Leckerbissen verspricht. Die beiden geben sich’s ordentlich und balgen um die Führung, bis an Röhrls Fünfer die Technik versagt. Der Lange ist erst mal bedient und wendet sich wieder dem Driften bei den Läufen zur Rallye-DM und WM zu. Derweil lösen sich Schlitzohr Schütz und Renaults Rallye-Profi Ragnotti im weiteren Verlauf der ersten Saison als zwingende Titelaspiranten aus dem Riesenfeld heraus. Beide kommen nach sechs Rennen als punktbeste Piloten zum dritten Heimpiel wieder nach Hockenheim, wo vor vollem Haus am Formel 1-Wochenende eine Galavorstellung ansteht.

Bellof ist bedient

Der Kölner Rennstallbesitzer Georg Loos, der sonst nur 750 PS starke Porsche 935 einsetzt, hat für dieses Ereignis eine besondere Darbietung inszeniert. Er kauft kurzerhand zwei nagelneue Autos, lässt sie im Rekordtempo beim befreundeten Renault-Tuner Josef Zimmermann in Bonn rennfertig machen und verpflichtet den Formel 3-Shootingstar Stefan Bellof sowie die extrem schnelle Französin Cathy Muller. Bellof ist gerade auf dem Weg zum Formel 3-Titel und steht überdies vor einer großen Karriere. Allerdings bleiben beide sowohl im Qualifying als auch im Rennen ohne jede Siegchance, hoffnungslos torkeln sie im Mittelfeld rum und scheiden schließlich sang- und klanglos aus.

Bellof ist stocksauer und vermutet, „dass da vorne an der Spitze so einiges nicht mit rechten Dingen zugehen kann.“ Außerdem hat ihn tief getroffen, „dass mich auch noch die Cathy rotzfrech überholt hat und mir Hinz und Kunz in die Kiste gefahren ist.“ Sprachs und verließ zügig und angefressen den Ort der Schande. 

Das GELO Team warf sogar Stefan Bellof in die R5 Turbo Schlacht 1981

Was Bellof in Hockenheim verdächtig erscheint, ist allerdings schon seit Saisonbeginn Realität. Mit dem offiziell durch ein entsprechendes Ventil begrenzten Turbo-Ladedruck wird brutal geschummelt und getrickst. Nur ist der Beschiss so clever angelegt, dass die Autos sogar nach den Rennen die jeweils penible Schlusskontrolle der französischen Techniker unbeanstandet überstehen. Vor allem in den Jahren danach finden die Trickser immer neue Wege, um die Ladedruck-Begrenzung zu umgehen. Der erste R5 Turbo-Europa-Champion heißt Wolfgang Schütz (Böblingen), die beiden Franzosen Jean Ragnotti und Joel Gouhier müssen sich knapp geschlagen geben.

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TEXT Rainer Braun
FOTOS Renault Sport

LESENSWERT.
WALTER.