Aston Martin DB 12 Volante. Eleganter denn je.

Und das wohl nicht nur Ex-Bentley-CEO Adrian Hallmark, denn viele potenzielle Kunden reiben sich bereits seit der Premiere im vergangenen Sommer die Hände, wann die offene Version des Luxuscoupés endlich zu ihnen rollt. Optisch steht der Volante der geschlossenen Version des DB12 in nichts nach, denn das Stoffdach wurde perfekt an die elegante Silhouette des Supersportlers angepasst. Egal, ob offen der geschlossen, der DB12 Volante ist ein Hingucker – und was für einer, sieht man vom Radarsensor in der Frontlippe ab. Doch die elegante Linienführung und entsprechende Proportionen sind das eine – der Antrieb ist und bleibt ein Genuss.

Der 4,72 Meter lange Brite wird vom bekannten Doppelturbo-V8 mit vier Litern Hubraum befeuert, aus dem Dank größerer Lader ebenso stimmungsvolle wie sonor brabbelnde 680 PS herausgekitzelt werden. Braucht man derart viel Leistung in einem fast zwei Tonnen schweren Zweisitzer? Keinesfalls, aber es ist wunderbar, dass der Brit-Beau genau damit strabanzen kann. Bei knapp unter 3.000 Touren stehen jene 800 Nm maximales Drehmoment zur Verfügung, die für große Entzückung bei Piloten sorgen, wenn es von der langen Autobahngeraden in die seichten Kurven des Schwarzwaldes geht.

Hier glänzt der DB12 bei mittleren und höheren Drehzahlen mit einem ungemein satten Fahrgefühl auf der nicht immer perfekt asphaltierten Fahrbahn. An Brems- und Scheitelpunkte muss man sich wegen der endlos langen Haube gewöhnen und wer bei hohen Drehzahlen in den Grenzbereich von Haftung und Kraftübertragung geht, vermisst zumindest bei welliger Fahrbahn einen variablen Allradantrieb, wie ihn ein Porsche 911 Turbo S Cabriolet oder mittlerweile auch ein Mercedes AMG SL 63 bieten.

Dabei weht auch bei aufgestelltem Windschott aus wenig standesgemäßem schwarzen Hartplastik immer eine spürbare Brise in den Innenraum des Volante. Komplett sturmfrei ist er gerade bei höheren Tempi nicht und verzichtet anders als so mancher Konkurrent auch auf Komfortdetails wie beheizte Armlehnen oder einen Nackenfön. So müssen Sitzheizung, Schott und hochgefahrene Seitenscheiben reichen, um die kühleren Morgentemperaturen im offenen Innern auszugleichen.

Als es wenig später mit entsprechender Sonneneinstrahlung spürbar aufwärmt, wird der fahrdynamische Genuss im irgendwo jenseits von Schönwald, Furtwangen und Triberg nochmals größer. Der wärmere Asphalt und die Stimmung von Fahrer und Triebwerk tanzen spielerisch um Gleichklang, während die nahezu ausgewogene Gewichtsverteilung für zusätzliche gute Laune am Kurvenausgang sorgt. 

Dass der Aston Martin DB12 Volante auf besonderen Wunsch des Fahrers aus dem Stand auf Tempo 100 in 3,6 Sekunden beschleunigt oder auf der linken Fahrspur der Autobahn wahnwitzige 325 km/h schnell ist, mag im Alltag ohne jede Relevanz sein. Doch glänzen kann der Fahrer mit den Werten im Bekanntenkreis allemal glänzen und so etwaige Kritik zurückweisen, dass das Aushängeschild der Marke mittlerweile auf einen imageträchtigen Zwölfzylinder verzichtet.

Der Charakter des doppelt aufgeladenen V8 ist anders und zugegeben würde dem imageträchtigen Sonnenanbeter ein V12-Triebwerk prächtig stehen, doch die Zeiten sind auch bei Aston Martin vorbei – leider. Doch der Klang des Achtzylinders ist eine Schau und drückt das 1.170-Watt-Soundsystem von Bowers & Wilkins mit seinen 15 Lautsprechern in die Bedeutungslosigkeit nachdem sich das stramme Stoffdach in 14 Sekunden geöffnet hat. Das klappt bis maximal 50 km/h.

Innen ist der DB12 Volante ein typischer Aston Martin. Zeitgemäß, aber alles andere als innovativ. So könnten die digitalen Instrumente hinter dem griffigen Steuer gerne etwas größer sein; das Head-Up-Display fehlt völlig und der Winkel des zentralen 10,25-Zoll-Touchscreens ist bei offenem Dach alles andere als ideal, wenn die Sonne strahlt. Platz gibt es für zwei Erwachsene, die ihr Gepäck nicht nur im 262 Liter kleinen Laderaum, sondern auch auf der winzigen Rücksitzbank unterbringen können. Mäßiger Alltagsnutzen und grandioser Fahrspaß für stattliche 242.500 Euro.

TEXT Stefan Grundhoff