So erfolgreich die Marke DAF – steht für Van Doorne’s Automobiel Fabriek N.V. – bei Lastwagen war, so schwer tat sich der niederländische Autobauer bei seinen PKW. Da kam es gerade recht, dass Volvo Anfang der 1970er Jahre versuchte, das eigene Modellprogramm – bis dahin geprägt von Mittel- und Oberklasselimousinen – nach unten zu erweitern. 1972 übernahm der schwedische Autobauer zunächst ein Drittel der Anteile des niederländischen Autobauers DAF Car BV, der technisch nicht nur durch seine stufenlose CVT-Automatik namens Variomatic auf sich aufmerksam gemacht hatte, die 1958 in Serie ging.
Mitte der 1970er Jahre wurde Volvo schließlich Mehrheitseigner und übernahm DAF-PKW und die Fertigung in Born komplett. Der DAF 66 hatte als Nachfolger des DAF 55 als Limousine ein bereits recht betagtes Dreibox-Design und eine DeDion-Hinterachse, die Fahrdynamik und Stabilität ins Kleinwagensegment brachte, das von großem Kostendruck beeinflusst wurde. Kein Wunder, dass der 66er sogar bei internationalen Rallyes Erfolge feiern konnte und schließlich zum Volvo 66 wurde. Dass das Michelotti-Design an den Trabant erinnerte, machte ihn für jüngere Käufer nicht gerade begehrlicher.
Die Kunden hatten über die Produktionszeit die Wahl zwischen zwei Benzinmotoren mit 1,1 und 1,3 Litern Hubraum sowie 33 kW / 45 PS oder 42 kW / 57 PS. Die Basisversion war rund 130 km/h schnell, während das 57 PS starke Sport-Coupé oder die DL-Limousine immerhin 145 km/h auf der Autobahn schafften. 1975 wurde aus dem 3,91 Meter langen DAF 66 der Volvo 66, der nicht nur als zweitürige Stufenhecklimousine, sondern auch als dreitüriger Kombi angeboten wurde. Zuvor hatte es noch unter DAF-Regie noch ein Marathon Sport-Coupé gegeben, der bei Volvo keine Zukunft mehr hatte. Limousine wie Kombi verfügten über den seinerzeit üblichen Hinterradantrieb und die ungewöhnliche stufenlose CVT-Automatik.
Volvo brachte dem 66er mit Ausstattungsdetails wie Sicherheitsstoßstangen, Rahmenkopfstützen und einer verformbaren Lenksäule Sicherheit, die kaum ein anderer Kleinwagen bot. Während der Volvo 66 Kombi wegen der überschaubaren Nachfrage von kaum mehr als 30.000 Fahrzeugen gerade einmal bis 1978 im Programm blieb, erzielte die Volvo 66 Limousine bis 1980 größere Absatzerfolge. Insgesamt wurden von allen drei Karosserievarianten rund 106.000 Fahrzeuge verkauft.
DAF 66 / Volvo 66 wurden auch deshalb zur automobilen Legende, weil die stufenlose CVT-Getriebeautomatik den schwedischen Niederländer vorwärts genauso schnell machte wie rückwärts. In den Niederlanden wurden lange Jahre sogar eigens initiierte Rückwärtsrennen veranstaltet, die sich in der Fanszene einer großen Beliebtheit erfreuten.
Jedoch wurde der wenig dynamisch gezeichnete DAF 66 so der Lächerlichkeit preisgegeben, die ihn in eine Liga mit Fips Asmussen und Benny Hill katapultierten – und das auch noch rückwärts. Viele endeten stark demoliert ohnehin auf dem Schrottplatz. Alles andere als lustig: neben den zivilen Karosserievarianten gab es in einer kleinen Auflage von rund 1.200 Fahrzeugen eine Variante mit offener Ladefläche, für die Armee gedacht war. Abgelöst wurde der Volvo 66 letztlich vom klassenhöheren Volvo 343 / 345, der von Volvo entwickelt und bereits ab 1976 gefertigt wurde.
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist das Angebot an DAF 66 ebenso dünn wie das des Volvo 66. Mit einer Laufleistung von unter 100.000 Kilometern in einem guten Pflegezustand kostet der 66er als DL-Variante gerade einmal zwischen 4.000 und 7.500 Euro. Größer ist das Angebot in den Niederlanden oder in der zweiten Heimat Schweden.
TEXT Stefan Grundhoff; press-inform