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Techno Classica 2023. In die Jahre gekommen.

Die Techno Classica in Essen feiert sich seit Jahren als wichtigste automobile Klassikmesse der Welt. Doch der Oldtimerevent im Herzen des Ruhrgebiets braucht bei allen spektakulären Klassikern dringend einen Neustart, denn es gibt nicht viel mehr zu sehen als Bekanntes und Bewährtes.

Die Leistungsschau der automobilen Klassikwelt stellt man sich im Jahre 2023 größer, imposanter und abwechslungsreicher vor, doch Messen tun sich branchenübergreifend mittlerweile schwerer denn je. 

Auch wenn die frisch polierten Old- und Youngtimer in den zehn Grugahallen unverändert begehrenswert sind, ist die Techno Classica beinahe genauso in die Jahre gekommen, wie die meisten jener Fahrzeuge, die sich stolz mit ihren Eigentümern auf ihr präsentieren. Den Autofans gehen in Essen die Augen über – wieder einmal – und so wie man es kennt. 60 Jahre Mercedes 600, 100 Jahre MG, ein hölzerner Morris, der coole Jensen Interceptor oder ein unverbastelter Austin Healy 100 BN2 mit einzigartiger Rennhistorie – das fahrbare Material, was es auf der Techno Classica 2023 zu bestaunen gibt, ist zugegeben eine Schau.

Techno Classica Essen 2023 25

Ein paar Hallen weiter steht ein weißes VW Käfer Cabrio im Neuzustand für knapp 90.000 Euro oder die Lieblings-Pagode von AMG-Gründer Werner Aufrecht im schmucken grünmetallic. Hier ein Garagenfund, da ein VW Basistransporter vom Typ EA 489, die fleißige Ameise oder ein Citroen SM Notarzt-Fahrzeug – hier darf geträumt werden.

Die großen europäischen Klassikhändler sind an der Gruga ebenso vertreten wie einige Automarken mit ihren Klassikabteilungen. Mehr denn je stehen mittlerweile die Fanclubs und Interessensgemeinschaften im Vordergrund, denn für sie ist die Techno Classica unverändert eine große Nummer. Viele Hersteller haben der Oldtimermesse den Rücken gekehrt und die, die noch ausstellen, haben sich zumeist spürbar verkleinert. Und dass bei einem Klassikmarkt, der bei allen spürbaren Schwankungen nach wie vor boomt. Das Angebot an Fahrzeugen ist mit offiziell deklarierten 2.700 Fahrzeugen gigantisch – vom beigen Mercedes 450 SL von 1973 über den grasgrünen Porsche 911 2.7 bis zum modernen Morgan Threewheeler oder einem BMW 2002 Turbo – Legenden der automobilen Leidenschaft. 

Techno Classica Essen 2023 19

Doch der Messe fehlt als internationalem Szenetreff der rechte Clou, um neue, frische Besucher zu locken. Der Grund für die augenscheinliche Stagnation der Techno Classica ist keinesfalls das geringer gewordene Interesse an den automobilen Preziosen vergangenen Jahrzehnte – im Gegenteil. Es ist das Messekonzept an sich, denn wer sieht, wie sich die weltweiten Klassikevents in den letzten Jahren entwickelt haben, spürt seit langem, dass eine normale Messe von der Stange mittlerweile nicht mehr das ist, was nachkommende Oldtimerfans erleben wollen. 

Hauptproblem: Klassiker gehören für viele Autobegeisterte nicht in eine dröge Halle mit künstlichem Licht – dicht an dicht parkend mit anderen Klassikern, die jeder für sich eine wahre Schau sind. Doch es ist auf vielen Techno-Classica-Ständen ein bisschen wie in einem betagten Schuhgeschäft mit Ausstellungsflächen und Regalen wie aus den 1970er Jahren. Es zählt längst nicht die schiere Masse an schmucken Fahrzeugen, sondern es geht längst um eine zeitgemäße Inszenierung, die Lust macht auf die begehrenswerten Klassiker, die ein gutes Stück automobiler Geschichte abbilden.

Wie so etwas gelingen kann, zeigen seit Jahren die Monterey Autoweek im August, der kleine, aber feine Florida-Klassiktreff Amelia Island im März oder der Concours d’Elegance, der sich zusammen mit dem Fuori Concorso zu einer Como Carweek – alljährlich veranstaltet im Mai – mausern möchte. 

Die Techno Classica will von allem ein bisschen sein. Renommierter Szenetreff, beachtete Verkaufsmesse, internationaler Fantreff, umsatzstarker Teilemarkt und ganz nebenbei die strahlende Visitenkarte für große Klassikhändler sowie die Autohersteller selbst – ein Konzept, das sich nicht ganz überholt hat, aber einer dringenden Überarbeitung bedarf.

Um echte Emotionen zu wecken, reichen die sehenswerten Klassiker, die in Essen auf den 120.000 Quadratmetern ausgestellt werden, eben nicht mehr aus. Was fehlt sind moderne Unterhaltung, Versteigerungen, Shows auf bunten Bühnen, Designtalks, Workshops und wohl auch ein Areal, wo die Autos fahrend zu bewundern sind. Wie das funktioniert, zeigen Veranstaltungen wie der Oldtimer Grand Prix am Nürburgring, die Porsche Reunion in Laguna Seca, das Goodwood Revival oder Le Mans Classic. 

TEXT Stefan Grundhoff

LESENSWERT.
WALTER.