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BMW M2 Competition. Last M Standing.

Was ein BMW M2 Competition auf einer Kartbahn verloren hat? Hat man Ihnen wirklich den Spaß am Autofahren schon so nachhaltig verdorben, dass Sie solche Fragen stellen? Es wird also höchste Zeit für eine Liebeserklärung an den besten M3 ever. Denn das ist der M2.

400 Kilometer mit einem vermeintlich hochpotenten E-Auto in die eine Richtung und dann 400 Kilometer im BMW M2 Competition in die andere Richtung. Neun Stunden gegen drei Stunden. Wer das einmal erlebt hat, will kein anderes Auto mehr. Keinen Diesel, keinen Designer-Sportwagen, kein Flugticket und ganz ganz sicher kein E-Auto. Er will einfach nur einen BMW M2 Competiton und nie wieder aussteigen müssen.

Ich hatte dieses Erlebnis im Februar. Hamburg-Leipzig-Hamburg. Das E-Auto hat gar nicht mal so viel weniger Leistung als der M2. Aber man darf sie halt nicht nutzen, will man innerhalb eines Tages irgendwo ankommen. Und während man im E-Auto bei Strich 120 und ausgeschalteter Heizung viel Zeit hat, um über die frostige Autozukunft nachzudenken, gibt einem der BMW M2 Competition den Glauben an das Gute auf der Welt zurück. Feels like coming home.

BMW M2 Competition

Wer einmal in den 90ern in einem Dreier-BMW der Baureihe E36 gesessen hat, wird sich sofort zu Hause fühlen. Vom Prinzip sieht es im aktuellen M2 noch genauso aus. Ja, ein Bildschirm hier und ein Display da: aber längst nicht so futuristisch wie in vielen anderen aktuellen Autos. Hier gibt es noch Knöppe. Und Hebel. Vor allen Dingen: einen Schalthebel! Und direkt daneben ein in das gleiche Alcantara gehüllter Handbremshebel. Kein Puppen-Schalterchen mit einem P drauf. Nein. Ein Hebel zum dran reißen, wenn einem danach ist.

Wobei wir mal ehrlich sind: mit den 410 PS des „kleinen“ M2 und Heckantrieb braucht man nicht unbedingt eine Handbremse um das Heck rumkommen zu lassen. Das geht nach Abschalten der Helferlein auch so prächtig.

Überhaupt: Ja, der BMW M2 Competition hat auch einige der unabdingbaren Fahranfänger-Hilfen. Nur anders. Der Abstandswarner zum Vordermann: seit die Menschheit Autofahren nicht mehr als Spaß versteht, sondern als prima Gelegenheit, die aufgelaufene Korrespondenz mit dem Handy zu erledigen, haben diese ADHS-Helfer Einzug gehalten.

Während aber bei vielen anderen das System bis an die Grenze zur Hysterie blinkt, bremst, eingreift und rumnervt, hat BMW dieses scheue schüchterne Lämpchen eingebaut. Weil es anscheinend muss. Aber es ist so zurückhaltend, fast seine Existenz entschuldigend, höflich, unaufdringlich. Nähert man sich ERNSTHAFT (und nicht am Horizont) einem vorausfahrenden Wagen, dann leuchtet es. Und gibt man Gas, weil man ihm zu verstehen gibt, das soll so, dann geht es eben wieder aus. Das war’s. Danke.

BMW M2 Competition

Und der BMW M2 Competition ist ein Auto für Autofahrer. Wenig futuristischer Glamour im Innenraum, alles pragmatisch auf Fahrspaß ausgelegt. Selbst im anscheinend unvermeidlichen Display auf dem Armaturenbrett hat sich BMW an den ursprünglichen Wortsinn erinnert und gibt dem Piloten die Möglichkeit, zwei zusätzliche Rundinstrumente einzublenden, die über Kilowatt und Drehmoment informieren. Und nicht über Restreichweite oder eingehende E-Mails. 

Heiratsantrag für den Motor

Persönlich finde ich es gerade erstaunlich, wie man so viele positive Worte über ein Auto verlieren kann, ohne seine Existenzgrundlage überhaupt erwähnt zu haben. Denn eigentlich ist dieses Auto nur die Transportkiste für den Motor. Diesen Motor. Diesen wundervollen. Mächtigen. Kräftigen. Genialen. Herausragenden. Man möchte ihm nach wenigen Metern schon einen Heiratsantrag machen. 410 PS und 550 Nm Drehmoment produziert der Dreiliter-Reihensechszylinder. „Downsizing? Was soll denn das sein? Und was soll das?“ mögen die Motorenbauer in München ihren BWL-Praktikanten zugerufen haben. Und Recht haben sie.

Ein Vier- oder gar Dreizylindriger Hubraumschwächling mit dicken Hamsterbacken mag zwar auf dem Papier zu ähnlichen Leistungsdaten geführt werden, aber was zählt ist auf dem Platz. Und da ist eben nichts zu holen gegen einen Dreiliter Sechsender. Der BMW M2 Competition fühlt sich bei jeder Drehzahl in jedem Gang abmarschbereit an. Letztlich ist er trotz des BMW-knackigen Sechs-Gang-Schaltgetriebes mit Zwischengasfunktion (herrlich!) quasi ein Automatik. Auf der Autobahn geht alles im sechsten Gang. Problemlos. Und auch aus der 60er Baustelle raus wird im sechsten Gang mit der Bückware der anderen Verkehrsteilnehmer kurzer Prozess gemacht. Und das geht obenrum so weiter: von 200 bei Viertelgas kurz auf 220 springen? Einfach den Schuh für eine Sekunde einen halben Zentimeter senken, das reicht.

Das gute Gefühl, Spaß zu haben

So verlockend Vollgas bei diesem Auto auch ist: man braucht es nicht. Kraft in jeder Lage und das so wunderbar leichtfüßig. Sportsitze, strammes Fahrwerk und der nicht überladene Innenraum geben einem das gute Gefühl, Spaß zu haben. Zuhause zu sein. Im BMW M2 Competition denkt man nicht mal dran, aufs Handy zu gucken. Wer will sich bei diesem Spaß schon stören lassen? Radio an? Warum? Hört doch mal: so klingt nur ein Sechszylinder. Nicht aufdringlich. Aber eben auch unüberhörbar.

BMW M2 Competition

Und weil dieses Auto quasi das perfekte Spaßmobil ist, haben wir es uns nicht nehmen lassen, ihn mit einem anderen Spaßmobil zu testen. Einem GoKart. Auf der Sax-Racing-Kartbahn in Schkeuditz bei Leipzig. Da der Herr Senn schon nicht richtig schreiben und noch weniger fahren kann, haben wir Rallye-Ass Julius Tannert gebeten, den BMW M2 Competition auf dem spektakulären Kurs gegen ein Kart antreten zu lassen. Die Strecke ist sicher eine der aufwändigsten in Deutschland: Auf drei Ebenen fährt man über Brücken, Kuppen, Haarnadelkurven und Tunnel. Und da kommen wir auch schon zum Problem: die aus Monaco bekannte Loews-Haarnadelkurve vor der Einfahrt zum Tunnel.

Kart vs. BMW M2 Competition

„Die kriegst Du nichtmal im Kart, wenn Du sie falsch anfährst“, lies uns Mechaniker, Hausmeister, Mann für alle Fälle und Streckenkenner Christian Kaiser vor dem ungewöhnlichen Vergleich wissen. Und genauso kam es auch: der M2 muss an dieser Stelle in vier Zügen rumrangieren. Und da unser extra an dieser Stelle zum Einweisen positionierter Verlagsleiter Knut Kummer just im Moment des Wendens am Handy war (Skandal!), wurden aus vier Zügen fünf Züge und das Race war gelaufen.

Obwohl man fairerweise sagen muss: Hausmeister Kaiser hat sein Kart derart im Griff, dass es auch ohne das Rangiermanöver eine herbe Klatsche gegeben hätte. Er fuhr die Strecke mit seinen 6,5 Honda-PS in 47 Sekunden, der BMW M2 Competition brauchte reichlich über zwei Minuten. Die Revanche auf der Landstraße wäre allerdings umgekehrt deutlich deutlicher ausgefallen, wurde aber wegen Sturm Sabine und dummer Idee abgesagt. Menno.

Genießen wir den M2 trotzdem. Dieses Mal haben die Motorenbauer noch gegen die Bedenkenträger gewonnen. Wer weiß, ob es ihnen nochmal gelingt. Vielleicht ist es der letzte seiner Art. Last M standing. Auf jeden Fall ist der M2 der beste M3 aller Zeiten. Und der M2 CS? Ja, alles noch toller, noch mehr PS, aber auch 30.000 Euro teurer. Und der Spaß im CS ist nicht größer als in einem „normalen“ Competition mit 30.000 Extra-Spielgeld im Handschuhfach. Ganz sicher sogar nicht.

TEXT Thomas Senn
FOTOS Patrice Marker

LESENSWERT.
WALTER.