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Zwei Wagen westwärts. Im Porsche 911 GT3 RS durch die USA.

Ein deutsches Ehepaar auf Tour von Florida nach Kalifornien. Mit zwei von zuhause mitgebrachten Porsche 911 GT3 RS. Wären wir nicht so begeistert, wären wir ganz schön neidisch.

Manche Ideen gewinnen im Laufe der praktischen Umsetzung an Dynamik. Wie der Plan von Ortrun und Christian Hartinger, an der Porsche Werks Reunion in Amelia Island im US-Bundesstaat Florida teilzunehmen. Die Apothekerin und der Architekt sind im Porsche Club Leipzig aktiv, er als Präsident. Da gehört eine Reise nach Amelia Island, zu einem der größten Porsche-Markentreffen weltweit, praktisch zur gelebten Vereinsarbeit.

USA Road Trip Porsche 3

Kleine Lösungen sind nicht so das Ding der beiden Hartingers. Auf der anderen Seite der USA, im kalifornischen Monterey, gibt’s zufällig noch eine Werks Reunion. Was lag also näher, beide Veranstaltungen miteinander zu kombinieren? Und wenn schon Amerika, dann mit eigenen Autos. Und zwar für jeden eins. Sonst würde es unterwegs womöglich zu Streitereien wegen der Fahrzeit kommen. Also schipperten Anfang 2020 gleich zwei 911 GT3 RS von Bremerhaven in Richtung Miami.

Tatsächlich gewannen die liebevoll „Die Zwillinge“ genannten Coupés in Amelia Island einen Preis. Und zwar nicht, wie naheliegend, für die „weiteste Anreise“, sondern in der Kategorie „Best Story“, erstmals vergeben an zwei Autos gleichzeitig. Der Auftakt für einen einzigartigen Roadtrip.

Geplant hatten die Hartingers mehrere etwa dreiwöchige Etappen, dazwischen zum Arbeiten jeweils für ein paar Wochen zurück nach Deutschland. Am Ende wurden auch wegen Corona-bedingter Reisebeschränkungen, anderthalb Jahre daraus -inklusive Quarantäne-Umweg über Costa Rica. Insgesamt 29.000 Kilometer mit unvergesslichen Erinnerungen. Über den Overseas Highway und die Seven-Miles-Bridge die Florida Keys runter.

Porsche 911 GT3 RS Florida Keys

Auf der Suche nach der Ideallinie in den Steilkurven der Ovalkurse von Daytona und Fontana sowie der berühmten Corkscrew-Kurve auf dem Laguna Seca Raceway. Abstecher zu Grand Canyon und Lake Powell (Foto ganz oben), während der Pandemie mal ohne Touristenmassen. Höhenkoller auf dem 4.301 Meter aufragenden Pikes Peak, als Hommage der Hartingers an ihr Idol Walter Röhrl. Zur Kaktusblüte in Arizona. Fotostopp am Rande der Bonneville Salt Flats in Utah. Besuch bei Porsche-Guru Jeff Zwart in Colorado und den 911-Moddern von Singer Vehicle Design in Kalifornien. Kilometerfressen auf der legendären Route 66. Einige Runden auf der hauseigenen Rennstrecke des Porsche Experience Center in Los Angeles. Unterwegs jede Menge Menschen kennenlernen, die beim Anblick von zwei deutschen 911 GT3 RS, oh my god, in Hysterie verfallen.

Wir zünden noch einmal die 3,8-Liter- Sauger und machen uns zusammen mit den Hartingers auf den Weg Richtung Westen, einmal quer durch die USA.

STREET ART IN MIAMI

Die Zollformalitäten im Hafen von Miami nach der rund zweiwöchigen Atlantiküberquerung im Container verliefen erstaunlich reibungsfrei. Zum Warmwerden stromerten die beiden in der sächsischen Region Erzgebirge zugelassenen Porsche 911 GT3 RS auf den Spuren von „Miami Vice“ durch die Stadt. An den Wänden des Wynwood Art District haben sich die besten Graffiti- Künstler der Welt verewigt, ganz offiziell.

Porsche 911 GT3 RS Miami Art

„Als wir dieses Foto schossen, waren wir plötzlich von einer Menschentraube mit gezückten Handykameras umringt“, erinnert sich Christian Hartinger. Einen Abstecher nach Key West und knapp 3.000 Meilen später stand in Amelia Island die Werks Reunion des Porsche Club of America an. „700 Porsche, und wir mittendrin.“ Mehr oder weniger aus Versehen meldete Hartinger die beiden Autos zum Wettbewerb an – wo sie prompt gemeinsam mit dem ersten Preis in der Kategorie „Best Story“ ausgezeichnet wurden. „Wir waren völlig überrascht, als wir zur Siegerehrung gerufen wurden. Ein Preis für zwei Autos – das gab’s noch nie bei der Werks Reunion“, ist Hartinger stolz.

EINSAMKEIT IM MONUMENT VALLEY

Im Monument Valley an der Grenze zwischen Arizona und Utah wurden zahlreiche Kinofilme gedreht, darunter Western wie Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“, Roadmovies wie „Easy Rider“ und Blockbuster wie „Forrest Gump“. Dass die beiden Hartingers zwei Anläufe für einen Besuch brauchten, hatte allerdings nichts mit laufenden Dreharbeiten zu tun.

Porsche 911 GT3 RS Monument Valley

„Wegen Corona hatten die für die Verwaltung zuständigen Navajo das gesamte Tal geschlossen und wir mussten umdrehen. Beim zweiten Versuch haben sie uns nur reingelassen, weil wir bereits ein Hotel im Park gebucht hatten. In dem Laden waren wir fast die einzigen Gäste.“ Noch ein positiver Nebeneffekt der Beschränkungen: So einsam sind die Straßen im Tal der weltberühmten Tafelberge normalerweise nur, wenn sie für Film- oder Werbeaufnahmen gesperrt werden. „Ein geniales Erlebnis. So ein Foto bekommen wir nie wieder“, ist sich Hartinger sicher.

SPEEDLIMIT IM ARCHES-NATIONALPARK

„Der Arches Nationalpark ist mein Lieblingsplatz in den USA“, schwärmt Ortrun Hartinger. Die Farben von Wüste und Himmel im Norden von Utah passen perfekt zur auffälligen Lackierung ihres 911 GT3 RS – Aqua Blue Metallic die Karosserie, rote Felgen. Kein Zufall, dass der Blaue in den sozialen Netzwerken mehr Likes sammelt als sein weißer Zwilling.

Porsche 911 GT3 RS Arches Moab Utah

Im Arches-Nationalpark gilt fast überall ein strenges Speedlimit von 25 mph, rund 40 km/h. Eigentlich eine Zumutung für die beiden 435-PS-Coupés. „Aber daran haben wir uns strikt gehalten. Überhaupt sind wir während der gesamten USA-Tour nicht ein einziges Mal wegen Speeding angehalten worden. Zum Schnellfahren gehen wir grundsätzlich auf die Rennstrecke“, bekräftig Christian Hartinger. Beim Sheriff von Naples, Florida waren die beiden Germans sogar zum Abendessen eingeladen. Die Frau des gestrengen Gesetzeshüters fährt seitdem ein deutsches Kennzeichen vorne auf ihrem Porsche spazieren – im „Sunshine State“ ganz im Südwesten der USA kein Problem.

GATECRASHING IN BONNEVILLE

Da fährt man vier Stunden ohne eine Kurve stur geradeaus, um dann vor einer Schranke und einem Schild zu stehen, das unmissverständlich signalisiert: Heute geschlossen. „Wir waren ausgerechnet während der Bonneville Speed Week dort, Durchfahrt nur für Teilnehmer“, berichtet Christian Hartinger. Auf dem fast 200 Quadratkilometer großen Salzsee wurden seit 1914 zahlreiche Geschwindigkeitsrekorde für Autos und Motorräder aufgestellt. 1970 erreichte hier die von Raketentriebwerken befeuerte „Blue Flame“ als erstes Landfahrzeug mehr als 1.000 km/h. Noch heute finden gelegentlich Rekordversuche statt. Touristen, auch aus Deutschland, haben dann halt Pech.

Porsche 911 GT3 RS Bonneville Salt Flats

„Zum Glück haben uns die Wächter dann immerhin bis zu dem Schild auf dem Foto in den Park hineinfahren lassen. Die haben wie die Luchse aufgepasst, dass wir nicht doch auf die Salzfläche fahren. Aber das hätten wir unseren beiden Porsche ohnehin nicht angetan. Da war weit und breit keine Waschanlage“, sagt Hartinger.

AUF RÖHRLS SPUREN AM PIKES PEAK

Ortrun und Christian Hartinger sind Fans von Walter Röhrl. „Er ist unsere beiden 911 GT3 RS gefahren.“ Ehrensache, dass die beiden einen Abstecher zum Pikes Peak machten, der berühmtesten Bergrennstrecke der Welt. 1987 stürmte der zweimalige Rallye- Weltmeister im über 600 PS starken Audi Quattro S1 in neuer Rekordzeit auf den 4.301 Meter hohen Gipfel. Heute ist die knapp 20 Kilometer lange Strecke in der Nähe von Colorado Springs komplett asphaltiert und als Mautstraße offiziell befahrbar.

„Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, die 10:47 Minuten von Walter zu unterbieten“, erzählt Hartinger. „Aber auf der gesamten Strecke ist Speedlimit 25 mph. Verständlich, wenn man bedenkt, dass es Leitplanken so gut wie nirgends gibt und es am Straßenrand manchmal 500 Meter runtergeht. Seitdem ist mein Respekt vor Walters damaliger Leistung noch größer.“

Porsche 911 GT3 RS Pikes Peak

Auf dem Gipfel blieb trotz höhenbedingter Kurzatmigkeit Zeit für ein Foto mit Modellauto auf GT3-Heckspoiler. Zu sehen: der Porsche 935, mit dem Jeff Zwart 2019 beim „Race to the Clouds“ startete.

ÜBER 40 GRAD OHNE KLIMAANLAGE

Wüsten begleiteten die Hartingers im ganzen Westen der USA. Im Grand Escalante Staircase National Monument in Utah fuhren sie kurz auf unbefestigter Piste. „Aber nur für das Bild“, besänftigt Christian Hartinger etwaige Kritik. An der Grenze von Nevada nach Kalifornien durchquerten er und Ehefrau Ortrun das Death Valley, den anerkannt heißesten Ort auf diesem Planeten. „Wir waren im September dort, da waren es mit knapp über 40 Grad schon beinahe kühl“, erzählt Christian Hartinger. Auch bei derartigen Temperaturen bereute er nicht, seinen 911 GT3 RS ohne Klimaanlage bestellt zu haben. „Ein bisschen schwitzen schadet nicht. Unangenehmer finde ich, aus einem tiefgekühlten Cockpit bei jedem Fotostopp in die glühende Sonne wechseln zu müssen.“

Porsche 911 GT3 RS Death Valley

Apropos Fotostopp. „Die Farben, die man von Bildern aus dem Death Valley kennt, zum Beispiel vom Artist Drive, haben wir so nicht gesehen“, rätselt Hartinger noch immer. „Die sind wohl das Ergebnis von digitaler Nachbearbeitung.“

RENNSTRECKE IN LOS ANGELES

Auf dem Weg von Florida nach Kalifornien besuchten die Hartingers zahlreiche Porsche Clubs und Porsche Zentren. Im Porsche Experience Center Los Angeles wurde den deutschen Gästen eine besondere Ehre zuteil: Sie durften mit ihren Neunelfern auf die hauseigene Rennstrecke, im Rahmen der Fotoproduktion für das Magazin „000“.

Porsche 911 GT3 RS LA

„Dazu haben sie extra den damals nagelneuen GT3 der Baureihe 992 rausgeholt – so eine Begleitung gab’s dort noch nie für einen deutschen Porsche. Anschließend haben wir noch eine exklusive Führung durch die benachbarte Zentrale von Porsche Motorsport North America bekommen“, kriegt Hartinger heute noch glänzende Augen. Ach ja, da war ja noch die angepeilte Werks Reunion in Monterey. Auch dort räumten die Porsche aus dem Erzgebirge wieder Preise ab. Der blaue gewann erneut die Kategorie „Best Story“, der weiße erhielt von einer Kinder-Jury die Silbermedaille.

Von Los Angeles ging’s für die 911 GT3 RS per Frachter zurück nach Deutschland. Der Container für den nächsten USA-Trip ist aber schon gebucht – 2023 zur Porsche Parade in Palm Springs, Kalifornien.

TEXT Christian Schön
FOTOS Christian Hartinger (@gt3rs_twin.tour)

PS: Viel mehr Bilder von der Tour gibt es auf https://gt3rs-twin-tours.mein-gt3.de/2020/

LESENSWERT.
WALTER.