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24-Stunden-Rennen. Einmal Ballermann und zurück.

Seinen 50. Geburtstag sollte man ausgelassen feiern. So haute das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring nach zwei publikumslosen Corona-Veranstaltungen kräftig auf den Putz und begeisterte die Fans an der Nordschleife wie in alten Zeiten.

Sie sind wieder da – die Fans und die Stimmung bei der 50. Auflage des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring war gleich eine ganz andere. Die Veranstalter sprechen von 230.000 Zuschauern am Rennwochenende und sind damit mehr als zufrieden. Doch das reichte an diesem Wochenende nicht einmal zu Platz eins bei den internationalen Motorsportevents. Bei den parallel stattfindenden 500 Meilen von Indianapolis gab es rund um das spektakuläre Hochgeschwindigkeitsoval im US-Bundesstaat Indiana nicht nur eine Show wie keine andere, sondern auch mehr als 380.000 Zuschauer.

Die meisten in der Eifel focht das jedoch nicht an. Sie feierten bereits seit Anfang der Woche die Rückkehr zur heiß geliebten Normalität des 24-Stunden-Rennens, das als eines der schwersten Tourenwagenrennen im jährlichen Motorsportkalender gilt. Das liegt weniger an den Hightech-Sportwagen, sondern insbesondere an der 25,3 Kilometer langen Strecke und den zahllosen Wettkampfklassen. Da kommt es in der Grünen Hölle rund um die Nürburg zwischen den hochgerüsteten GT3-Boliden von Audi, BMW, Ferrari, Porsche oder Mercedes nicht nur zum Wettbewerb untereinander, sondern auch den Kampf gegen allerlei Wetterkapriolen, die uneinnehmbare Nordschleife oder die zahllosen langsameren Fahrzeuge wie alten VW Golf II, Dacia Logan oder Ford Mustang. Wo kämpfen schon ein knallroter Mini John Cooper Works gegen einen Opel Astra OPC oder einen Mercedes AMG GT3 um jeden Zentimeter Asphalt?

Das 24-Stunden-Rennen ist mit seinen einzigartigen Streckenabschnitten wie Hohe Acht, Döttinger Höhe oder dem Karussell und dem Charakter einer historischen Landstraße ohne Auslaufzonen eine Piste wie keine andere – mit tausenden feiernden Fans, die Spring Break oder eine Ballermann-Tour zu einem Ausflug ins Schullandheim werden lassen.

Die Atmosphäre beim Rennen in der Eifel ist einzigartig und die Fans sind mindestens genauso wichtig wie die Strecke oder die Rennwagen selbst. Zwei Jahre lang gab es pandemiebedingt nur ein schlappes Basisprogramm ohne Applaus, duftende Grillwürste, Bier und Gegröle von den Campingplätzen. Entsprechend groß waren die Erwartungen der Fans in diesem Jahr, in dem Corona nahezu komplett in den Hintergrund gerückt war. Die 50. Auflage sollte etwas ganz Besonderes werden und es wurde vor allem wieder einmal ein Rennen, das 24 Stunden dauerte und nicht stundenlang von Nebel oder Regen unterbrochen wurde.

BMW wollte bei der 50. Auflage des 24-Stunden-Rennens stilecht den 50. Geburtstag seiner Sportwagenabteilung M GmbH feiern, hatte mit dem Ausgang des Rennens nach vielversprechendem Start jedoch nichts zu tun. Ebenso sah es bei Porsche aus, die ohnehin nur mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand an die Nordschleife gereist waren. Mittlerweile scheinen Marken wie Hyundai oder Toyota den Partyevent mehr für sich entdeckt zu haben als die europäischen Marken mit Motorsporthistorie. Die beiden 911er-Topfahrzeuge von Porsche – allen voran der grün-gelbe Publikumsliebling „Grello“ des Manthey Teams – verabschiedeten sich jedoch allzu früh mit Unfällen aus dem Renngeschehen. Sie hatten bereits beim imageträchtigen Qualifying keine Rolle gespielt, als Ferrari-Pilot Luca Ludwig mit seinem 488 GT3 speziell die deutschen Werksteams alt aussehen ließ.

Nach einer schnellen, aber weitgehend unfallfreien Startphase ging es am Samstagabend noch vor Einbruch der Dunkelheit so richtig rund. Überraschend, dass nicht die Favoriten von Audi, BMW, Porsche oder Mercedes die Schlagzahl im Rennen rund um die Uhr vorgaben, sondern insbesondere die GT3-Boliden von Ferrari, Lamborghini oder Aston Martin ins Rampenlicht fuhren. In einem sehr umkämpften Rennen verabschiedeten sich viele der Topfavoriten eher mit Unfällen, denn mit technischen Defekten aus dem Titelkampf. So dünnte sich das mit 135 Teilnehmern ohnehin überschaubare Feld schneller aus, als es die meisten erwartet hatten. Einst waren bei den 24-Stunden-Rennen 160 bis über 200 Fahrzeuge am Start gewesen.

Nach der weitgehend regenlosen Nacht stand fest, dass Audi und Mercedes-AMG den Gesamtsieg bei der Jubiläumsveranstaltung unter sich ausmachen würden. Als schließlich doch noch der Regen in der grünen Eifel zuschlug, war die Entscheidung gefallen und während viele tausend Besucher die bestens gefüllten Tribünen und Campingplätze verließen, entschied der Audi R8 LMS des Phoenix-Teams die 50. Auflage des Eifelklassikers für sich und siegte in der Fahrerbesetzung Kelvin van der Linde, Dries Vanthoor, Frederic Vervisch und Robin Frijns mit knapp einer Minute Vorsprung vor den beiden Mercedes-Werksteams mit den schnellen AMG GT3 von Getspeed mit Maximilian Götz, Fabian Schiller sowie Adam Christodoulou, Maro Engel, Jules Gounon und Dani Juncadella.

„Dieser Sieg hat einen besonderen Stellenwert, denn bei den wechselnden Bedingungen besonders in der Schlussphase waren gute Nerven gefragt – von den Fahrern auf der Strecke genauso wie von den Mechanikern, Ingenieuren und Strategen in der Box“, so Chris Reinke, verantwortlich für den Kundensport bei Audi, „dass endlich wieder Fans an die Strecke durften und dieses Rennwochenende zu einer einzigen großen Party gemacht haben, macht den Erfolg besonders wertvoll.“

Stefan Grundhoff für WALTER

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