Kurz gesagt: der BMW M5 der Generation E34 ist für viele M-Jünger bis heute der beste seiner Art. Anders als die potenteren Nachfolger noch mit sechs Zylindern unterwegs, wollte er nicht auf der Rennstrecke den Kraftprotz mimen, sondern stand für das, was viele unter dem Idealbild einer sportlichen Hochleistungslimousine sahen: perfekt für die Langstrecke. Als erster M5 war der E34 im Gegensatz zu seinem Nachfolger für bestimmte Märkte sogar als Kombiversion zu bekommen.
Die Oberklasselimousine des E34 war keiner, der optisch auf dicke Hose machte. Genauso präsentierte sich das sportliche Topmodell des M5. Es gab abgesehen von den Turbinenfelgen, die mehr Kühlluft ans Rad brachten und einem leicht tiefer gelegten Sportfahrwerk keine nennenswerten Unterscheidungen zu den schwächeren 5er-Modellen, die nicht von der M GmbH entwickelt wurden.
Im Unterschied zum normalen Topmodell des 211 PS starken BMW 535i bot der M5 ab Ende 1988 mit 315 PS und 360 Nm einen nennenswerten Leistungsnachschlag, der sich am Steuer schnell bemerkbar macht. Der Reihensechszylinder arbeitet zwar genauso weich und ausgewogen wie seine Brüder, dreht aber gerade im oberen Drehzahlbereich nennenswert williger und hält sich dabei akustisch maximal zurück. Wer die fünf einzelnen Gänge ausdreht, drückt den Bayern in kaum mehr als sechs Sekunden über die 100er-Marke. Abgeriegelt wurde bei 250 km/h, obschon das Vorzeigemodell mit dem M im Signet einiges schneller gekonnt hätte.
Die Lenkung ist auch nach heutigen Maßstäben klasse und die verstärkte Bremsanlage gibt einem jenes Vertrauen, den 1,7 Tonnen schweren M5 auch im Grenzbereich schnell zu bewegen. Doch das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten. Etwas mehr Biss könnte die Bremse beim flotten Galopp allemal vertragen.
Die Kombination aus straffem, aber nicht unkomfortablem Sportfahrwerk mit leichter Tieferlegung, gutem Lenkgefühl und einer Handschaltung mit fünf Gängen, die den Viertürer in Drehzahlen jenseits der 5.500 Touren nur jauchzen lässt, setzte seinerzeit Maßstäbe und beglückt den Sportfahrer noch heute. Ein Blick auf den Kilometerzähler verrät, wieso dieser dunkle BMW M5 so stramm auf seinen charakteristischen 17-Zoll-Turbinenrädern steht: er hat in den vergangenen drei Jahrzehnten gerade einmal 700 Kilometer zurückgelegt – der Pflegezustand ist entsprechend.
Die grauen Sportledersitze sind nicht nur vollelektrisch zu verstellen, sondern sind auch in Sachen Langstreckenkomfort eine Wucht. Während auf dem kurzen Schaltknüppel oben links die bekannte Kriegsbemalung der M GmbH hervorblitzt, könnte das Vierspeichen-Airbaglenkrad auch aus einem Kleinbus der 1990er Jahre stammen. Der Rest des Armaturenbretts ist klasse und klassisch BMW – übersichtlich und leicht zum Fahrer geneigt. Hier sogar ohne ein Radio – die Stereoanlage ist der Reihensechser, der seinem Ahnen BMW M1 noch heute huldigt.
Das M5-Platzangebot ist trotz der an sich überschaubaren 4,72 Meter Länge durchaus top – der Zustand im Innern geradezu betörend. Lässig zieht das Oberklassemodell auf dem US-Highway seine Bahnen und braucht nur einen winzigen Teil jener 315 PS, die nach der Modellpflege 1992 und einem Hubraumzuwachs auf 3,8 Liter und 340 PS erstarkten. Mehr Laune macht der sportlichste E34 etwas später auf der Landstraße, deren Kurvenradien fahrzeuggeneigt nicht zu eng sind.
Während die Modelle BMW 530i und 540i durch die 1992er-Modellpflege auch einen Zylinderzuwachs auf acht Brennkammern verzeichneten, blieb der sportlichere BMW M5 der Generation E34 unverändert ein Sechszylinder. Das größere 3,8-Liter-Triebwerk blieb den USA jedoch ebenso vorenthalten wie die Touringvariante, die sich jedoch einer nur überschaubaren Beliebtheit erfreute. Im Unterschied zu seinem Vorgänger E28 ist die zweite M5-Generation lässiger, entspannter und souveräner – auch wenn man das bissige Haifischgesicht des Vorgängers vermisst.
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist das Angebot an gepflegten BMW M5 der Generation E34 überaus dünn. Ein Problem ist die Laufleistung, denn viele M5-Versionen wurden zu Kilometerfressern oder tatsächlich Tracktools umgebaut. Ein originales Modell mit weniger als 200.000 Kilometern ist daher in Deutschland nur schwer zu finden. Unter 30.000 Euro geht nichts und gepflegte Modelle mit einer nachvollziehbaren Wartungshistorie liegen schnell bei 45.000 bis 55.000 Euro.
Die Serienausstattung ist bei den meisten Modellen exzellent und so machen der Zustand und die Wartungshistorie den Unterschied. Durch die Decke gehen werden die Preise in den kommenden Jahren wohl nicht; aber nach unten ist auch kein nennenswerter Preissprung zu erwarten.
TEXT Stefan Grundhoff